Am 5. August 1730 unternahm der preußischen Kronprinz Friedrich einen Fluchtversuch


Er wollte kein Kronprinz mehr sein. Er wollte vor allem nicht mehr der Sohn des Königs sein, denn der war ein grausamer Vater. Der König liebte alles Militärische, weshalb man ihn den ‚Soldatenkönig‘ nannte. Männlichkeit, fand er, hatte einfach und rau zu sein – und er war der Raueste von allen. Er machte Preußen zu einer unabhängigen Militärmacht. Er sparte, wo er konnte. Wenn er überhaupt schrieb, dann phonetisch, denn er beherrschte keineswegs die Schriftsprache, worauf er gehörig  stolz war. Bildung und Kultur kamen ihm weibisch vor.

Und nun war also dieser König gestraft mit einem gebildeten, sensiblen, musischen Sohn, der nicht nur hervorragend Flöte spielte, sondern sogar komponierte! Derartiges Getue machten den Monarchen so wütend, dass er mehr oder weniger täglich mit dem Stock auf seinen erwachsenen Sprößling einprügelte. Natürlich nur, weil er sein Bestes wollte, nämlich einen richtigen Mann aus ihm machen.

Dem Prinzen reichte es. In seiner Verzweiflung schmiedete er einen Fluchtplan und verlangte von seinem besten Freund, dem jungen Leutnant Hans Hermann von Katte, ihm dabei zu helfen, über Frankreich nach England auszurücken. Leider hatten sie bei ihrer Planung einen Feigling an Bord, der alles verriet. 

Friedrich wurde unter Arrest gestellt. Eigentlich plante der tobende König, den Kronprinzen wegen Fahnenflucht hinrichten zu lassen. Davon konnten seine Berater ihn jedoch abbringen.

Doch von Katte musste geköpft werden, und zwar so, dass Friedrich von seinem Gefängnis aus, gegen die Gitterstäbe gepresst, zusehen sollte. Er verpatzte dem Vater diese pädagogische Idee – ein weiterer Versuch, ihn endlich zum Mann zu machen – indem er ohnmächtig wurde, bevor der Freund den Kopf verlor.

Vermutlich fürchtete sein Vater mehr als alles andere, der Sohn könne homosexuell sein. Und inzwischen halten Forscher gerade das für recht wahrscheinlich. Der Kronprinz wurde mit einer Frau verheiratet, die er nicht leiden konnte. Vielleicht wurde diese Ehe niemals vollzogen. 

Zehn Jahre noch regierte der Soldatenkönig in Preußen, dann starb er, und Friedrich bestieg den Thron. Er machte alles anders. Als Allererstes schaffte er die Folter ab, weil er meinte, sie sei ein ungewisses Mittel zur Aufdeckung der Wahrheit. In Vielem war er seiner Zeit (als Sternzeichen Wassermann) weit voraus.

Aus heutiger Sicht ist seine Regierung umstritten. Die Jahrhunderte urteilen unterschiedlich, je nach aktueller Sicht der Dinge. Man nannte ihn ‚Friedrich den Großen‘, er wurde wegen seiner Toleranz gefeiert, er bezeichnete sich selbst als den ersten Diener seines Staates.

Und doch zettelte den Sohn des Soldatenkönigs, dem doch Militärisches so zuwider gewesen war, eine Reihe von Kriegen an, unter anderem den Siebenjährigen. Er hatte sich in Schlesien verbissen und mochte es, einmal erobert, nicht wieder hergeben. Interessanterweise galt ausgerechnet er als genialer Stratege. Napoleon zog (nachdem er Preußen platt gemacht hatte) an seinem Grab den Hut  und sagte: „Wenn der noch leben würde, wär ich jetzt nicht hier…“

Gegen Ende seines Lebens wurde Friedrich verbittert und mied, so weit es sich machen ließ, menschliche Gesellschaft. Lieber war er mit seinen Windhunden zusammen, und neben ihnen wollte er auch beerdigt werden.

Sein Volk, vor allem seine Soldaten, nannte ihn mit einer gewissen Zärtlichkeit den ‚Alten Fritz‘ …

Glücksfaktor: Sich selbst  leben zu dürfen.


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