Brudermord im 13. Jahrhundert


König Waldemar, der siegreiche Dänenkönig, hatte mehrere Söhne. Der Älteste war aus Versehen bei der Jagd erschossen worden. Dadurch wurde der Nächstältere, Erik, zum Kronprinzen. Der dritte Königssohn hieß Abel, wie das erste biblische Mordopfer, erschlagen von seinem Bruder Kain aus Eifersucht und Neid.

Dieser dänische Abel war ein hübscher Mann. Er hatte langes rotbraunes Haar und einen roten Bart. Er wurde seinem Namen allerdings nicht gerecht, sondern ließ seinerseits seinen älteren Bruder Erik ermorden, aus Eifersucht und Neid und weil sie sich bereits als Kinder auf Leben und Tod geprügelt hatten.

Nach dem Tod des Vaters war Erik König geworden und besteuerte seine Untertanen bis zur Grenze des Erträglichen. Vor allem die freiheitsliebenden Friesen konnten ihn nicht leiden. Als ihm nichts anderes mehr einfiel, legte er eine Steuer auf jeden Pflug, worauf man ihn ‚Erik Pflugpfennig‘ nannte.

Abel ließ den verhassten Bruder, als der ihn besuchte (und es vermutlich schon wieder Stress zwischen den beiden gab), gefesselt in einem Boot die Schlei hinunter rudern und ihm bei Missunde den Kopf mit der Axt abschlagen.

Nachdem es Abel gelungen war, 24 Ritter dazu zu bewegen, für ihn einen Meineid zu schwören, dass er mit der ganzen Sache nichts zu tun hätte, wurde er König.

Doch seine Tat verfolgte ihn. Die Lachmöwen auf der Schlei hatten alles beobachtet, sie saßen auf der Mordstelle im Wasser, sie flogen um Abels Burg und sie schrien ununterbrochen den Namen seines Bruders: „Erik! Erik!“

König Abel fuhr fort, die Friesen mit Steuern zu ärgern, wie Erik es getan hatte. Er benahm sich noch bösartiger, vielleicht auch, weil die Lachmöven an seinen Nerven sägten. Das gab schließlich einen Krieg mit seinen Untertanen. Nach nur zwei Jahren Regentschaft wurde Abel bei einer Schlacht der Schädel mit einer Axt zertrümmert. Er war erst 34 Jahre alt.

Man beerdigte ihn im Dom zu Schleswig, wo er jedoch derart herumspukte und die Mönche bei der Andacht störte, dass sie ihn wieder ausbuddelten und bei Gottorf in ein Sumpfloch warfen, vorsichtshalber mit einem Pfahl durch die Brust…

 

 


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