Eine Nationalhymne


kann eine wunderschöne Sache sein.

Zumindest, wenn es eine schöne Hymne ist.

Ich mag ja nicht so furchtbar viel an den Franzosen (wahrscheinlich, weil ich krankhaft anglophil bin), aber ihre Bidets und ihre Autositze und ihre Nationalhymne sind Spitze.

Die Engländer singen ‚God safe the queen‘ (falls sie nicht gerade singen ‚God safe the king‘), nach der getragenen Melodie eines Liedes, das auch mal eine Art deutsche Hymne war, damals mit den Worten ‚Heil dir im Siegerkranz, Herrscher des Vaterlands, heil Kaiser dir…‘ als wir noch einen solchen besaßen. Der zog sich nach dem ersten Weltkrieg zurück, es hatte also keinen Sinn mehr, ihn anzusingen.

Im August 1922 übernahm es das  ‚Deutschlandlied‘, gedichtet von Hoffmann von Fallersleben, die Weimarer Republik in vaterländische Stimmung zu versetzen. (Die Melodie stammte von Joseph Haydn und hatte Erfahrung als Hymne, denn die Österreicher ehrten damit bereits seit mehr als hundert Jahren ihre Kaiser, jeweils dem Namen angepasst, etwa: ‚Gott erhalte unsern Kaiser, unsern Kaiser Ferdinand!‘)

Zunächst sang man sich zu feierlichen Anlässen im Deutschlandlied durch alle drei Strophen, wobei die Zeilen

Von der Maas bis an die Memel,
Von der Etsch bis an den Belt 

nach dem verlorenen ersten Weltkrieg schon nicht mehr stimmten. Deutschland war ein bisschen geschrumpft.

Die Nazis, etwas später, schmetterten nur die erste Strophe: Deutschland, Deutschland über alles – so hatte Hoffmann von Fallersleben das gar nicht gemeint. Aber sie meinten das so.

Nachdem die glücklich gescheitert waren, gab’s bei uns zunächst nichts mehr zu singen und das mit dem Nationalstolz ließen wir auch hübsch bleiben.

Doch irgendwann ging es Kanzler Adenauer auf die Nerven, dass zum Beispiel bei einem deutsch-belgischen Fußballspiel in Köln zuerst die belgische Hymne gespielt wurde – und dann der Karnevalsschlager „Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien“: 

Hei-di-tschimmela-tschimmela-tschimmela-tschimmela-bumm!
Wir sind zwar keine Menschenfresser, doch wir küssen um so besser...

Worauf einige alliierte Offiziere respektvoll aufstanden. Nicht, weil sie den Text verstanden, sondern weil sie tatsächlich davon ausgingen, das sei die Deutsche Nationalhymne.

Außerdem wurde der Kanzler bei einem Staatsbesuch in Chicago mit „Heidewitzka, Herr Kapitän“ empfangen. Soviel Humor hatte Konrad Adenauer nun auch wieder nicht.

Also setzte er sich für eine neue deutsche Nationalhymne ein und man einigte sich 1952 nach viel Hin und Her auf die dritte Strophe des Deutschlandlieds.

Einigkeit und Recht und Freiheit sind vielleicht keine Begriffe, die einem vor lauter Vaterlandsliebe eine Gänsehaut verpassen. Aber sie sind jedenfalls politisch korrekt.

Glücksfaktor: Ergriffenheit. Möglichst durch den richtigen Anlass …


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