Rapunzels Mutter konnte während der Schwangerschaft


ihren Appetit auf Rapunzelsalat (und zwar speziell den, der im Nachbargarten wuchs) nicht unter Kontrolle bekommen. Statt selbst welchen anzupflanzen, turnte der liebende Gatte nachts über die Gartenmauer und klaute das Grünzeug. 

Doch leider gehörte der Garten nicht Irgendwem, sondern einer Fee. Als der werdende Vater zum zweiten Mal ernten wollte, rannte er der empörten Dame in die Arme. Sie sah davon ab, ihm etwas  Schlimmes zu tun, er durfte sich sogar weiter am Salat für seine Frau bedienen – musste allerdings zusagen, das Kind, wenn es denn da wäre, der Nachbarin zu überlassen.

Kaum war das kleine Mädchen geboren, stand auch schon diese Person auf der Matte  und verlangte das Baby: versprochen ist versprochen. Sie sperrte die Kleine, als die in die Pubertät kam, in einen Turm ohne Treppe oder Fahrstuhl.

Da Rapunzel über einen erstaunlichen Haarwuchs verfügte (vermutlich, weil ihre Mutter sich in der Schwangerschaft so vitaminreich ernährt hatte) hängte sie einfach ihren Schopf bei Bedarf aus dem Fenster und ließ die Fee daran hochklettern, um mit Lebensmitteln versorgt zu werden.

Was kommt nun? Ein Prinz!

Er reitet aus Versehen durch die einsame Gegend, sieht das liebliche Gesicht am Fenster, hört sie wunderschön singen und kann ebenfalls seinen Appetit auf Rapunzel nicht zügeln, wie einst ihre Mutter.

Er beobachtet, wie die Fee nach oben gelangt und baut sich bei nächster Gelegenheit unter dem Turm auf, um zu rufen: „Rapunzel, lass dein Haar herunter!“

Oben angekommen, weiß er sich schnell beliebt zu machen. Einige Monate später erkundigt sich Rapunzel bei der Fee, woran es wohl liegen mag, dass ihre Kleidchen immer enger werden.

Riesenkrach.

Die Fee, wieder mal sauwütend, verpasst Rapunzel einen flotten Kurzhaarschnitt und schickt sie in die Wüste, buchstäblich. Dem Prinzen, der am übriggebliebenen  Zopf hochklettert und schreckensbleich der alten Dame gegenübersteht, erklärt sie, er werde seine Liebste nie wiedersehen. Worauf er sich postwendend vom Turm stürzt und zwar so in die Dornen, dass sie ihm beide Augen ausstechen.

Ein paar Jahre vergehen, der Prinz irrt blind umher – bis er in die Wüste kommt und einen vertrauten Gesang hört. Dort lebt Rapunzel mit ihren (und seinen) Zwillingen, zwar ziemlich karg, aber das Singen ist ihr noch nicht vergangen.

Als sie seine Blindheit bemerkt, weint sie – zwei Tränen fallen in jedes Prinzenauge und er kann wieder gucken!

Worauf er aus der Emigration zurückkehrte und mit geschärftem Blick sein Reich regierte, die Familie an seiner Seite. Alle enorm glücklich.

Moral:

1. Nicht in fremden Gärten klauen, schon gar nicht, falls sie einer Fee gehören

2. Wenn man einen heimlichen Schatz hat und niemand von der Beziehung wissen soll: über Verhütungsmethoden nachdenken

3. Wenn man irgendwie irgendwo sehr kaputt gegangen ist, immer darauf vertrauen, dass es eine liebste Prinzessin gibt, die heilen kann…

 

 

 

 

.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert