12. April: Einzelkind-Tag


Oder Only Child Day in den USA.

Solange es keine einigermaßen zuverlässigen Verhütungsmethoden gab und solange der Reichtum, die Sicherheit und nicht zuletzt die Altersvorsorge von einer reichen Kinderschar abhing, war ein Einzelkind eher ein Unglück. Zumindest war es ungewöhnlich. Was ungewöhnlich ist, das ist fremd, und Fremdes lehnen die Menschen ab.

In alten Kinderbüchern tauchen Einzelkinder als verschrobene kleine Sonderlinge auf, gern mit Brille vom vielen Zuhausehocken und Lesen, ansonsten ziemlich lebensuntüchtig und vor allem herzergreifend egoistisch. Der Narzist als solcher muss ein Einzelkind gewesen sein.

Über Einzelkinder weiß man, dass sie verwöhnt sind und nicht teilen können.

Ich bin mit dieser Ansicht oft konfrontiert worden und fand sie schon als Kind lächerlich. Ich, Einzelkind, war in der Tat verwöhnt. In meinem Zimmer gab es eine Schublade voll Schokolade, von der ich wenig und selten nahm. Kam eine Freundin zu Besuch, dann gab ich gerne und ohne jedes Problem davon ab. Und ich erinnere mich, dass ich, zu Besuch bei kinderreichen Familien, fassungslos beobachtete, wie dort um Süßigkeiten auf Leben und Tod gekämpft wurde. Zugegeben: sie mussten teilen. Doch es wirkte keineswegs so, als ob sie es gern täten.

Einzelkinder sind inzwischen so ungewöhnlich nicht mehr. Am häufigsten ist derzeit bei uns die Zwei-Kinder-Familie, dann bereits die Ein-Kind-Familie, dicht gefolgt von einem Elternteil mit Kind: Alleinerziehend. Das kommt inzwischen so häufig vor, dass es womöglich einem Kind in dieser Position gar nicht derart viel Schmerzen bereitet, wie gern vorausgesetzt wird.

Ein liebevoller Vater oder eine verständnisvolle Mutter sind im Zweifel angenehmer als zwei eventuell zu strenge oder zu nachlässige, überforderte, lieblose, miteinander streitende Eltern mitsamt einem Haufen von womöglich aggressiven Geschwistern. Bloß, weil Eltern sich nicht scheiden lassen, nur, weil es Bruder oder Schwester gibt, bedeutet das nicht, hier herrscht automatisch Idylle.

Doch an diese Idylle glauben immer noch viele Menschen. Vor allem wird vorausgesetzt, hier handele es sich um den Normalfall. Und normal ist bekanntlich gut.

Gott sprach ganz am Anfang (1. Mose 1): „Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde“ – was sicher eine vernünftige Ermahnung war, damals. Inzwischen, bei nahezu acht Milliarden Stück Weltbevölkerung, sollte dieser Aspekt ein wenig zu vernachlässigen sein …

Glücksfaktor: Ich bin ganz einverstanden damit, Einzelkind zu sein.

 

 

 


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert