19. September 1941: Geburtstag von Mama Cass


Eigentlich hieß sie Cass Elliot. Noch eigentlicher Ellen Naomi Cohen. Berühmt wurde sie als  ‚Mama‘, vor allem, weil sie zu der (Ende der 60er-Jahre weltberühmten) Band The Mamas and the Papas gehörte.

Die Gruppe setzte sich zusammen aus zwei Mamas, eben Cass und der wunderschönen Michelle Phillips – sowie zwei Papas, Bandleader John Phillips und Denny Doherty.

Zwei ihrer Lieder vor allem waren ungeheuer erfolgreich und wurden zu Hymnen der Hippie-Zeit: Monday, Monday und California Dreaming. John Phillips komponierte nebenbei auch den Song San Francisco (Be Sure to Wear Flowers in Your Hair) für Scott McKenzie.

1967 war der Höhepunkt der Blumenkinder-Bewegung, der Sommer wurde ‚Summer of love‘ genannt, im Woodstock-Festival lag sich jeder mit jedem, trotz Matsch, in den Armen. Die Beatles schrieben: All you need is love und damit war durchaus gemeint, liebe einfach drauflos, egal, wen.

Das Rezept hat Nebenwirkungen.

Innerhalb der Mamas und Papas liebte Boss John seine Frau Michelle – aber auch alle möglichen anderen schönen Frauen, er war ja kein Spießer. Cass liebte Denny und machte ihm mehrfach Angebote, darunter einen Heiratsantrag, Er lehnte verlegen ab. Denny seinerseits liebte nämlich Michelle. Die liebte vorübergehend auch ihn und begann ein Verhältnis mit ihm. Dazu sagte Cass: „Du kannst jeden Mann auf der Welt haben, ich verstehe nicht, warum du ausgerechnet meinen Boy nimmst?“ (Was ja nicht stimmte; Denny war nun mal nicht ihr Boy.) John, als alles herauskam, wurde fuchsteufelswild und spontan doch zum Spießer. Er beruhigte sich zwar wieder – als Michelle allerdings kurz darauf etwas mit Gene Clarc von den Byrds anfing und es offenbar wieder schlecht vertuschte, feuerte er seine Frau aus der Band.

Zwar kam sie ein paar Monate später erneut dazu, aber so recht wurde es nichts mehr mit den Mamas und den Papas. Der Sommer der Liebe war ja auch vorbei.

Cass startete eine Solokarriere, behindert durch starken Drogenkonsum und ihre manchmal fast 300 Pfund Übergewicht. In einem Interview sagte sie über sich selbst, sie hätte ‚die  Stimme eines Engels und das Gesicht einer Marktfrau‘.

Ihr größter Solo-Erfolg war 1968 Dream A little Dream Of Me.

Andererseits vergeigte sie eine große Show in Las Vegas – drei Wochen lang jeden Abend zwei Auftritte waren geplant – indem ihr pünktlich zur Premiere nahezu ihre Stimme abhanden kam. (Sie hatte vorher mit einer Crash-Diät fast hundert Pfund verloren und sich ein großes, schmerzhaftes  Magengeschwür eingehandelt.)

Cass Elliot war zweimal verheiratet. Von 1963 bis 1968 mit einem Musiker, ein platonisches Arrangement aus irgendwelchen praktischen Gründen – für ihn. Da die Ehe nie vollzogen wurde, ließ Cass sie annulieren. Trotzdem bekam sie 1967 eine Tochter, die später herausfand, dass ein anderer Musiker ihr Vater gewesen war.

1971 heiratete Mama Cass einen bayrischen Baron, den Journalisten Donald von Wiedenmann. Das scheint jedoch gleichfalls ein Irrtum gewesen zu sein und dauerte wenige Monate bis zur Scheidung.

Es wird angenommen, dass sie ihre füllige Figur ihrer Schwester Leah verdankte, die übrigens auch Sängerin wurde, wenn auch weniger erfolgreich. Cass soll ein Papa-Kind gewesen sein und ein ‚reizendes, schlankes, hübsches kleines Mädchen‘. Als sie sieben Jahre alt war, wurde die kleine Leah geboren und offenbar schnell zum neuen Liebling  des Vaters. Cass liebte von da ab vergeblich – und tröstete sich mit Essen.

Im Juli 1974 trat sie recht erfolgreich in London im Palladium auf und hatte eine Nacht durchgefeiert auf Mick Jaggers Geburtstagsparty mit vielen anderen Prominenten. Von dort ging sie zu einem ‚Breakfast-Lunch‘ zu Ehren der Sängerin Georgia Brown, das offenbar bis zum späten Nachmittag dauerte und gleich weiter zur Cocktail-Party eines amerikanischen Journalisten. Gegen acht Uhr abends erklärte sie (verständlicherweise!) sie sei müde und benötige etwas Schlaf. Sie fuhr zu einem Apartment, das Sänger Harry Nielsson gehörte und in dem sie während ihres England-Aufenthalts wohnen durfte, trank etwas Champagner und rief Michelle Phillips in Amerika an. Der erzählte sie (nicht ganz wahrheitsgemäß), sie sei so glücklich, sie hätte jeden Abend ausverkaufte Häuser und Standing Ovations. Sie weinte ein wenig, wünschte gute Nacht und legte auf. 

In der Nacht starb sie, 33jährig, an einem Herzschlag. Es hieß später, sie sei an einem Schinken-Sandwich erstickt, weil der behandelnde Arzt meinte, den Reportern erzählen zu müssen, ein angebissenes Brötchen hätte neben ihr gelegen.

In ihrem Blut fand sich keine Spur von Drogen.

Glücksfaktor: Nicht nur Liebe an sich, so gerne das behauptet wird; sondern eher erfüllte Liebe.

 

 

 

 

 

 


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