Heute wird er 52 Jahre alt. Ich muss zugeben: Als ich den Mann vor 15 Jahren zum ersten Mal sah mit der Information, dies sei der neue James Bond, war ich konsterniert.
Dieser blonde, kalt blickende Mensch? Nur 1.78 groß? Mit einem Gesicht, dass man gleich wieder vergisst? Mit einer Ausstrahlung wie ein Mathelehrer? Och nö.
Ungewöhnlicherweise befand ich mich da mal im Mainstream. Craig wurde ganz allgemein abgelehnt, teilweise vehement. Wilde Protestaktionen, mehrere britische Zeitungen nannten ihn statt James Bond ‚James Bland‚ – und Bland bedeutet fade, langweilig, lasch.

Ich hab mir nie viel aus dem Agenten ihrer Majestät gemacht, der seinen Wodka-Martini geschüttelt statt gerührt kippt. Musste mich jedoch allein schon beruflich damit befassen und war deshalb einigermaßen informiert.
Craig war der sechste James Bond-Darsteller. Sean Connery fand ich erst erträglich, seit er über 70 ist, George Lazenby uninteressant, Roger Moore witzig – aber viel zu witzig für diese Rolle. Er wirkte als James Bond auf mich so real wie Bugs Bunny. (Übrigens war er außer Craig der einzige Bond-Darsteller, der ebenso blond wie auch Brite ist. Andererseits wurde der Agent, glaubt man Romanautor Ian Fleming, sowieso in Wattenscheid geboren.) Timothy Dalton wiederum schien mir zu ernst und verbissen. Pierce Bosnan fand ich zu elegant und geschniegelt. Er mochte sich selbst als Bond nicht, hätte ihn gleichwohl nach vier Filmen gern noch weiter verkörpert. Damit war er der einzige Schauspieler, dem die Rolle nicht zum Hals raushing.
Dann gab’s den Kinostart von ‚Casino Royal‘ mit Craig – und alle Kritiker hielten betroffen die Luft an – bevor sie applaudierten. Die Times schrieb, dieser Darsteller des Geheimagenten sei glaubwürdiger als alle seine Vorgänger. Und ich befand mich schon wieder im Mainstream. Die vier Bond-Filme mit Daniel Craig und seine Darstellung – beherrscht, aber durchaus emotional – finde ich grandios.
Nun spielt er ihn zum fünften und definitiv letzten Mal. Eigentlich hatte Craig in einem Interview erklärt, er würde sich lieber umbringen als noch ein einziges Mal in diese Rolle zu steigen. Doch die Produktionsfirma machte ihm ein Angebot (50 Millionen Pfund), das er nicht ablehnen mochte und das sicherlich einen kuscheligen Lebensabend garantiert.
Ab April also zum letzten Mal der bisher beste Bond aller Zeiten in ‚Keine Zeit zu sterben‘. Jedenfalls, sofern das Corona-Virus nicht dagegen ist – in China wurde die Premiere deshalb gerade abgesagt.
Billie Eilish bringt schon mal den Titelsong, ‚No Time To Die‘. Ich finde zwar, man hätte sie vor dem Singen aufwecken sollen – aber das ist Ansichtssache.
Glücksfaktor: sich wieder mal auf einen Film freuen!