2. Mai 1924: Geburtstag des Norddeutschen Rundfunks


Damals sendete zum ersten Mal die Norddeutsche Rundfunk AG, kurz NORAG, Hauptsitz Hansestadt Hamburg. Der Getreidehändler Friedrich Blonck und einige andere Kaufleute hatten das Sende-Baby gegründet.

Bereits an diesem ersten Tag durfte der Hörer sich an einem vierstündigen Programm erfrischen. Die Töne kamen zunächst aus dem Fernsprechamt Schlüterstraße, und hier befanden sich auch die Aufnahmeräume, die ‚Studios‘.

Natürlich brauchte man ein entsprechendes Empfangsgerät – tüchtiger Bastler bauten so was selber. 

Manchmal benötigte man Kopfhörer, um alles zu verstehen. 

Ab 1931 gab es dann ein Funkhaus, nicht weit von der Schlüterstraße und übrigens auch nicht weit von der Außenalster, in der Rothenbaumchaussee 132: damals bitte das modernste seiner Art in ganz Europa!

Unter Adolf waren sämtliche Rundfunkgesellschaften natürlich gleichgeschaltet und hießen nun Reichssender beziehungsweise ganz pompös ab 1939: Großdeutscher Rundfunk. Alles andere zu hören war verboten und wurde – wenn auch selten, so doch tatsächlich – mit dem Tode bestraft. Es empfahl sich also, ‚Feindsendern‘ nur unter der Bettdecke zu lauschen. 

Am 1. Mai 1945, einen Tag vor dem 21. Geburtstag des Hamburger Rundfunks, verkündete der Reichssender Hamburg, dass der Führer im Kampf um die Heimat dem Feind erlegen und gefallen sei – oder so ähnlich. Hitlers direkter Nachfolger, Großadmiral Dönitz, hielt anschließend eine aufmunternde Rede, in der er der Wehrmacht erklärte, der Kampf gegen den Bolschewismus und überhaupt müsse weitergehen. Da erfreulicherweise bereits am übernächsten Tag die Briten in Hamburg einmarschierten, war das nicht weiter ernst zu nehmen. 

Am 4. Mai vernahmen die Hörer: “This is Radio Hamburg, a station of the allied military Government”!

Bald darauf übernahm der legendäre Sir Hugh Carleton Greene die Leitung des Hamburger Radios, nun NWDR, Nordwestdeutscher Rundfunk, die erste deutsche Rundfunkanstalt übrigens in dieser Zeit. Sir Hugh (ein kleiner Bruder des Schriftstellers Graham Greene) muss eine umwerfende Persönlichkeit gewesen sein. Mein Vater kannte ihn gut und bewunderte ihn sehr und ich bin bis jetzt niemandem begegnet, der ein böses Wort über ihn gesagt hat.

Photograph of subject by Godfrey Argent, 1968

Es lag ihm am Herzen, nach dem Vorbild des BBC eine unvoreingenommene, tolerante Anstalt des öffentlichen Rechts zu erschaffen, unabhängig von politischen oder kommerziellen Interessen, durch Rundfunkbeiträge finanziert.

Das fanden die gerade nagelneu erstehenden Parteien in Deutschland, die sich durch das Medium Wählerstimmen erhofften, nicht so prickelnd. Bürgermeister Max Brauer beispielsweise schnaubte den Engländer an: „Sie  werden Ihr Ziel nicht erreichen, Mister Greene!“

Na ja, insofern gab es wohl doch Menschen, die ein böses Wort über ihn sagten …

Übrigens befindet sich die TV-Abteilung des NDR in Hamburg-Lokstedt im Hugh-Greene-Weg.

Glücksfaktor: Ich bin gewissermaßen mit dem Funkhaus in der Rothenbaumchaussee aufgewachsen. Mein Vater hat gleich nach dem Krieg für den Sender Wortbeiträge geschrieben – und oft genug selbst gesprochen. Und ich machte bereits als Fünfjährige beim Kinderfunk mit. Dadurch war ich im zartesten Alter Mitglied der NDR-Bibliothek, das waren zwei mehrstöckige Gebäude voller Bücher! Ich träumte davon, dort mal nachts eingesperrt zu sein, so wie vielleicht andere Kinder eher von der Konditorei. Später schrieb ich Features und Gruselgeschichten für den NDR. Für mich hat das Funkhaus eine sehr positive Bedeutung und ich freu mich jedes Mal, wenn ich daran vorbeifahre.

 


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