Laika war eine kleine russische Hündin, ursprünglich eine Streunerin in Moskaus Straßen, später ein Mitglied der sowjetischen Weltraumforschung. Unter ihren Vorfahren gab es Terrier und Huskys. Laika starb in Sputnik 2, ungefähr fünf bis sieben Stunden nach dem Start der Rakete, zum Teil an Stress (ihr Puls ging rasend), zum Teil an Hitze, denn der Wärmeschutz reichte, gelinde gesagt, nicht aus.
Drei Hündinnen hatten die Chance bekommen, als Pionierin für das Vaterland in den Orbit geschossen zu werden: Muschka, Albina und Laika. Muschka und Albina zeigten die schwächeren Nerven im Rahmen der Ausbildung. Die bestand beispielsweise darin, bis zu 20 Tage am Stück in immer kleinere Behälter gesperrt zu sein, in Zentrifugen herumgeschleudert zu werden oder Lärm und Vibration eines Raketenstarts zu erleben; Weltraumtraining eben. Die Tiere gewöhnten sich an ein nährstoffreiches Futter-Gel. An die Aufregung gewöhnten sie sich weniger, am ehesten, nicht unbedingt zu ihrem Glück, die kleine Laika.
Geplant war, den Hund am zehnten Tag im Orbit und bevor der Flugkörper zurück auf die Erde kommen würde (um beim Wiedereintritt in die Atmosphäre zu verschmoren) mit Gift im Futter umzubringen. Vonwegen human und so. Dieser zweifellos überaus beängstigten und einsamen Reise entging sie, indem sie gleich zu Beginn gewissermaßen den Stecker zog.
Der erste künstliche menschgemachte Satellit, Sputnik 1, war nur einen Monat zuvor piepsend um die Erde gekreiselt. Das Piepsen gellte dem Westen in den Ohren, denn ausgerechnet die Russen hatten diesern wissenschaftlichen und politischen Triumph geschafft.
Und jetzt sauste bereits der zweite Raumflugkörper der Sowjetunion da oben herum, noch dazu bemannt mit einem Lebewesen! Das war eine Niederlage für amerikanische Wissenschaftler, und genau so war es auch gedacht. Die Russen hatten im Kalten Krieg zwei Schlachten gewonnen. Der Westen sollte sich schämen. Der Westen sollte sich fürchten. Der Westen sollte wütend werden.
Das alles tat der Westen, wie gewünscht. Er wurde allerdings auch noch aus einem Grund wütend, den die Russen nicht eingeplant oder erwartet hatten: aus Tierliebe. Während der Osten nichts dabei fand, einen kleinen Hund als Versuchsobjekt für spätere bemannte Raumflüge zu benutzen, standen Tierschutzorganisationen der verweichlichten und sentimentalen Kapitalisten Kopf. Vor russischen Botschaften wurde demonstriert. Vor allem die Engländer, von Fuchsjagden abgesehen notorisch tierlieb, machten ein Riesentheater mit regelmäßigen Schweigeminuten aller Hundebesitzer und dergleichen.
Das war den Sowjets zunehmend peinlich, denn es schmälerte unerwartet ihren Triumph. Sie retteten sich in ein paar wacklige, sich widersprechende Lügengeschichten. Erst nachdem der Kalte Krieg vorbei war, 1998, gab der damals für Laikas Ausbildung verantwortliche Raketentechniker Oleg Gasenko zu, dass es ihm immer mehr leid täte, je mehr Zeit vergehe: „Wir haben durch die Mission nicht genug gelernt, um den Tod eines Hundes zu rechtfertigen.“
Laika wurde postum ganz enorm geehrt, bedichtet, besungen, verfilmt und in Stahl geschmolzen für ein Monument in Moskau. Eine Insel in der Antarktis ist nach ihr benannt, eine Briefmarke wurde mit ihr bebildert, und überhaupt ging es ihr wahrscheinlich in den letzten Monaten ihres Lebens, mit nährstoffreichem Gel und anerkennenden Streicheleinheiten zwischen den Experimenten, immer noch besser als hungrig und alleine in Moskaus Straßen …
Glücksfaktor: Die Idee, dass die Menschen eines fernen Tages so respektvoll mit Tieren umgehen werden, als seien es gleichberechtigte Lebewesen.