5. Das Feilen und Polieren


Der Roman ist fertig. Würde  morgen ein Kühlschrank vom Himmel fallen und aus Versehen den Autor treffen, dann hat der immerhin was hinterlassen! Wer schreibt, der bleibt.

Vielleicht aber sollte der Kühlschrank noch ein wenig warten, bis das Werk überarbeitet wurde. Vollendet. Poliert. Tippfehler rausgesammelt. Grammatikfehler beseitigt, Wiederholungen ausgemerzt. JETZT können noch entscheidende Änderungen vorgenommen werden. Dialoge gekürzt. Liebesszenen erweitert. 

Eine gute Methode ist, den Roman Freunden und Vertrauten vorzulesen oder zum Lesen zu geben. Nicht NUR Tante Edeltraut, die schon immer fand, wir sind genial. Sondern auch irgendjemandem, der uns lange genug beneidet hat, um nun seinem kritischen Sinn freien Lauf zu lassen.

Das sind die ersten Rezensionen. Sie sind wichtig, weil sie womöglich auf Unstimmigkeiten aufmerksam machen, die uns bisher entgangen sind. Weil sie uns das Lob spenden, nach dem wir so dürsten – selbst, wenn da jemand etwas lobt, das er völlig falsch verstanden hat und das wir ganz anders meinten. Lob ist Lob.

Manche Menschen bezahlen für das konzentrierte Durchlesen Rezensenten. Anderen wird so ein Durchkämmen durch den Verlagslektor zuteil. Ich führte, nachdem mein erster Roman einen Verlag gefunden hatte, wochenlange Ringkämpfe mit einer Lektorin, die immer  wieder versicherte, sie verstünde nun mal mehr davon. Diese Ansicht vermochte ich nicht zu teilen. Wenn jemand mein ‚Bald wusste jeder Bescheid‘ ändert in ‚Es verbreitete sich wie ein Lauffeuer‘ und das auch noch begründet: „Das sagt man so!“ dann bekomme ich blutunterlaufene Augen. Ich verbessere am liebsten selbst meine Texte, denn dergleichen habe ich gelernt: ich war mal Redakteurin. Ich habe kein Problem damit (und hab es auch schon gemacht), 500 Seiten auf 350 einzukürzen, indem ich Personen ausmerze und ganze Handlungsstränge streiche. Ich hab jedoch ein Problem damit, wenn das jemand anders tut.

Endlich ist dann das Buch wirklich fertig. Aus unserem Rohdiamanten wurde ein Brillant! Ein perfektes Stück Literatur!

Jetzt muss er sich nur noch wie verrückt verkaufen, verfilmt werden und uns Preise eintragen. Aber das ist das wenigste. Wie jeder weiß, ist die einzig wirkliche Schwierigkeit für einen Schriftsteller, Ideen zu finden …

Glücksfaktor: ein guter Lektor, der wirklich Ahnung hat und genug Respekt vor einem Werk, um nicht sein eigenes daraus zu machen. Danke, Tanja Frei, und Gottes Segen auf dein Haupt!


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