7. Juni: Geburtstag einer Kaiserin


Charlotte von Belgien kam am 7. Juni 1840 auf einem Schloss bei Brüssel zur Welt und wurde bald eine besonders reizende und stinkreiche Prinzessin: eine der bestbetuchten in ganz Europa.

Als Charlotte zehn Jahre alt war, starb ihre Mutter. Ihr Vater hatte das Kind vorher schon geliebt, doch von da an wurde es sein Ein und Alles.

Als sie sechzehn war, verliebte sich Charlotte über alle Maßen in Erzherzog Ferdinand Maximilian von Österreich. Das war ein jüngerer Bruder von Franz Joseph – genau, der mit Sissi. Für sie war es pure Romantik. Für ihn spielten auch praktische Gründe eine Rolle. Nachdem man fast ein Jahr lang zäh um die Mitgift gefeilscht hatte, war Hochzeit.

 

Charlotte hatte einen ausgeprägten Höhenflitz und wollte gern auf einen Thron, am liebsten als Kaiserin. Konnte ihre Schwägerin Sissi schließlich auch. Da sich inzwischen Napoleon III. in Mexiko zu schaffen machte und dort einen Stützfeiler brauchte, wurde ihr Mann Kaiser Maximilian I. von Mexiko und seine Gatten Carlota ihre Durchlaucht, die Kaiserin. Das mexikanische Volk hielt übrigens im Ganzen herzlich wenig von der Veranstaltung. Dabei hatte der französische Kaiser behauptet, die Mexikaner seien ganz verrückt nach einem Habsburger Herrscher.

Die Ankunft in Mexiko gestaltete sich indessen betrüblich; niemand jubelte, das Regierungsgebäude sah verdreckt und verwahrlost aus und das hohe Paar übernachtete zunächst mal auf einem Billiardtisch, weil auf dem Himmelbett die Flöhe umhersprangen.

Drei Jahre lang versuchte der neue Kaiser, in seinem Reich Ordnung zu schaffen und sich gleichzeitig beliebt zu machen. Dann zog Napoleon III. seine Truppen ab und ließ die mexikanischen Habsburger im Stich. Das wurde gefährlich.

Charlotte reiste so schnell wie möglich nach Europa, um Hilfe zu erflehen. In Paris und in Wien tat es den Kaisern schrecklich leid, aber sie konnten auch gerade nicht helfen. In Rom stürzte die Kaiserin dem Papst zu Füßen. Der bot zumindest tatkräftig an, für ihren Mann zu beten.

Als Charlotte bald darauf erfuhr, Maximilian sei entmachtet, von einem Kriegsgericht verurteilt und erschossen worden, verlor sie den Verstand.

Zunächst erlitt sie einen Nervenzusammenbruch, danach wurde es schlimmer. Immerhin musste sie in kein Irrenhaus – man bewahrte sie diskret in diversen Schlössern auf, und das lange. Die arme Frau lebte 87 Jahre lang, bis 1927! Bis zuletzt war sie völlig überzeugt davon, die amtierende Kaiserin Carlota von Mexiko zu sein …

Glücksfaktor, manchmal: Wahnzustände.


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