Mit der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands ging er endlich zuende, der Krieg. Über 60 Millionen Menschenleben hatte er gekostet. Je nachdem, was er ihnen bedeutet und wie sie ihn erlebt hatten, reagierten die Menschen unterschiedlich.Ich hörte von einem Ehepaar, das sich weinend umarmte und dann gemeinsam ins Badezimmer ging, um sich, in einer Wanne mit warmem Wasser, aneinandergeschmiegt, die Pulsadern aufzuschneiden. Für sie war der Krieg nicht zuende, sondern verloren. Die meisten Besiegten atmeten jedoch erleichtert auf und begannen, aufzuräumen: Trümmer, Scherben, Vergangenheit, Zukunft. Endlich gab es wieder eine!Nein, jetzt war ganz bestimmt nicht ‚alles gut‘. Dazu war viel zu viel kaputt, Heimat, Städte (und, ganz nebenbei und damals kaum erwähnt: Natur), Lebensziele, Gesundheit, geplante Zukunft. Geliebte Menschen verloren, viele Möglichkeiten, die es mal gegeben hatte, verschwunden. Grauenhafte Erlebnisse, die man nie vergessen würde. Der Krieg hatte das Hässlichste an den Menschen hervorgeholt, Brutalität und Kälte. Er hatte, nebenbei, auch einigen die Chance gegeben zu Mut und Edelmut, zu Hilfsbereitschaft, Kameradschaft und Liebe. Etwas hatte lange geschlafen und hob jetzt den Kopf: die Hoffnung.Meine Mutter, eben aus Berlin nach Hamburg geflüchtet auf einer halsbrecherischen Tour, bei der sie unterwegs durch einen Fliegerangriff auch noch ihre Schwester verlor – meine Mutter gehörte trotzdem zu den Menschen, die ‚vor Glück wie besoffen‘ waren. Endlich keine Sorge mehr um die Zigeuner-Mutter und einige jüdische Freunde. Endlich eine Perspektive. Endlich durfte man ein Kind bekommen, ohne diese Angst, es könnte bei Bombenangriffen oder auf irgendeiner Flucht gleich wieder umkommen. (Ich wartete jedoch noch eine Weile mit meiner Ankunft, bis die Verhältnisse sich angenehmer gestalteten.) Endlich, übrigens auch, wieder im Radio jeden beliebigen Sender hören und mitsingen, ‚undeutsche‘ Musik, also Jazz oder Swing. Genau zu diesem Zeitpunkt wurde ein Lied sehr häufig von den englischsprachigen Militärsendern gespielt: ‚I’m Beginning to See the Light‘, interpretiert von der jungen Doris Day. Eigentlich, vom Text her, ein Liebeslied. Aber nicht nur für meine Mutter bedeutete der Titel viel mehr, die Momentaufnahme eines Lebensgefühls – es geht endlich weiter! Wir haben das Schlimmste hinter uns! Wir sehen, endlich, endlich wieder das Licht …Glücksfaktor, einer der größten überhaupt: Frieden!
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