Aber wie kam denn das – ausgerechnet über Facebook?


Im Herbst 2016 bin ich geschieden worden, nach 24 ausgesprochen glücklichen Jahren mit einem wunderbaren Mann. Trotz allem war diese Ehe vorbei, das fühlten wir beide. Was übrig blieb, waren große Achtung, viel Respekt und eine herzliche Freundschaft. So was geht wirklich, wenn man Glück hat. Ohne alles Gezanke.

Da war ich wieder alleine, nachdem ich gedacht hatte, ich wäre in der Endstation. Bin ein bisschen kopfüber durch mein Schicksal gepurzelt. Natürlich sind mir unterwegs verschiedene Lebewesen begegnet; Gottes Tierpark ist groß. Aber so das ganz Richtige war es einfach nicht.

Manchmal spürte ich die Möglichkeit. Sie stand zwischen dem Fenster und meinem Schreibtisch für einen kurzen Augenblick, groß und mit wilden Locken. Schaute ich schärfer hin, verschwand sie. Aber es schien ihn zu geben, irgendwo.

Mitte November 2017 beantwortete ich einige neue Freundschaftsanfragen auf Facebook. Da war einer dabei, dessen Seite mich faszinierte. Dieselben Lieblingslieder wie ich und andere Gemeinsamkeiten. Es kam mir sogar so vor, als ob er teilweise ähnlich formulierte wie ich! Ich nahm also die Freundschaft an und schrieb: ‚Guck mal hier – und das da! Das ist doch fast ein bisschen was wie Seelenverwandtschaft?‘

Er antwortete: ‚Dann lass es uns festhalten. Seelenverwandtschaft findet man selten …‘

Einige Tage lang schrieben wir uns ganz schön oft und immer öfter. Nach fünf Tagen telefonierten wir – von da an nahezu jeden Abend mehrere Stunden.

Wir erzählten uns unser Leben. Wenn man alt ist, kann das eine Weile dauern.

Mit dem Ende des Jahres kam er zu mir. Natürlich hatte ich Fotos von ihm gesehen, aber Fotos lügen; sie sind nur zweidimensional und meistens mitleidslos. Ich fuhr zum Hauptbahnhof, ihn abholen, und ich dachte: Lieber Gott, egal, wie er aussieht, lass ihn mir gefallen!

Da stand der Löwe auf dem Bahnsteig, groß und mit wilden Locken, mit lachenden dunklen Augen. Augen wie Mondsicheln, die auf den Zehenspitzen stehen. Und mit einem plötzlichen, unendlich frechen Grinsen. Ja …

 Glücksfaktor: Das kann man wohl sagen …

 


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