Ein junger Mann meiner Bekanntschaft vertraute mir kürzlich an, er befände sich in der BESTEN Beziehung, die er je hatte.
Das ist ja immer eine Sache des Maßstabs.
Als ich das hörte, erinnerte ich mich plötzlich an den reizenden Zeichentrickfilm Bernhard und Bianca in der zwei Mäuse mit der ‚Albatros-Airlines‘ fliegen. Als der Albatros landet, überpurzelt er sich und knallt aufs Hinterteil. Gefragt, ob alles in Ordnung sei, erklärt er begeistert, das eben war eine seiner BESTEN Landungen.
Albatrosse haben, was das angeht, tatsächlich ein Problem. Einmal in der Luft sind sie wunderbare, souveräne Segler. Aber das Rauf- und Runterkommen sieht immer aus wie zu wenig geübt.
Um zu starten, rennt ein Albatros mit seinen ziemlich großen, sehr breiten, sehr platten Füßen in einer ungeschickten, schleudernden Gangart los, um Fahrt aufzunehmen. Das Kunststück besteht darin, zum Abheben Wind unter die Schwingen zu bekommen: Bei völliger Windstille müssen Albatros-Flüge storniert werden.
Hat der Start geklappt, gleitet der große Vogel elegant durch die Luft und schlägt vergleichsweise selten mit seinen langen, schweren Flügeln. Doch irgendwann wird es Abend oder ein Termin ist fällig und essen muss man ja auch mal; Der Albatros sieht sich also gezwungen, zu landen. Runter kommen sie immer. Bloß – wie!
Die Landungen wirken oft noch schlimmer als die Abflüge. Ein Albatros streckt das Fahrwerk aus, besagte große, platte Füße, und versucht, irgendwie im Guten zu Boden zu kommen. Tippt auf, lässt es lieber bleiben, startet noch mal kurz durch – und landet unter Umständen auf dem Schnabel samt Überschlag.
Vom Meer aus zu starten oder im Meer zu landen, klappt etwas besser. Dann läuft ein Albatros buchstäblich übers Wasser. Ein Seemann erzählte mir mal, deshalb würden sie von seinesgleichen St.Petervögel oder St. Petrusvögel genannt. Nach der Stelle in der Bibel, in der Jesus auf dem Wasser wandelt und Petrus ermutigt, mitzumachen. (Was auch nicht besonders gut funktionierte.)
Die Natur ist durchaus nicht immer so perfekt, wie man ihr zutraut. Eventuell ist dieser Vogel eine kleine Fehlkonstruktion. Es kommt hin und wieder vor, dass Albatrosse sich bei einer Landung Flügel oder Beine brechen. Meistens ist das ihr Todesurteil.
Sie sind übrigens schön, mit schmalen Schnäbeln, großen, dunklen, mandelförmig im Gefieder umrahmten Augen und (bei den Jungvögeln) manchmal dunklen Kopf-Federn, die wie Perücken wirken.
Früher, als Seefahrt noch eine romantische, (wenn auch gefährliche) Sache war, galten Albatrosse als Seelen verstorbener Seeleute, vielleicht, weil sie gern Schiffen folgen, um deren Aufwind für ihren Segelflug zu nutzen. Man war überzeugt davon, es würde Unglück bringen, einen zu töten. Was die Menschen natürlich trotzdem nicht davon abhielt.
Ich las von einem Kutscher, der drei Albatrosse, die über Land flogen, ‚mit der Peitsche aus der Luft herabhieb, indem er meinte, das wären Schwalben‘. Nun sind Schwalben vielleicht ein Zehntel so groß wie Albatrosse, aber das konnte der brave Kutscher ja nicht wissen. Und wieso es nötig ist, Schwalben in der Luft totzuschlagen, wollen wir uns auch lieber nicht fragen.
So ist sie eben, die Krone der Schöpfung, Gottes Ebenbild: Erstmal murksen wir die Viecher ab und dann sehen wir weiter …
Glücksfaktor: Fliegen. Mal ungeachtet des häufig gefährlichen Rauf- und Runterkommens