Alexandre Dumas der Ältere


ist der Verfasser so bekannter Romane wie Der Graf von Monte Christo oder Die drei Musketiere – um nur zwei zu nennen. Im Ganzen hat er mehr als 300 Romane und Theaterstücke geschrieben, sowie einige Kochbücher, denn er war ein großer Gourmet.

Am 24. Juli 1802 wurde Dumas in Frankreich geboren, Sohn einer Gastwirtstochter und eines Generals, Thomas Alexandre Dumas.

Sein Vater, der General, war ein ungewöhnlicher Mann. Dessen Vater, ein veramter französischer Aristokrat, (Marquis de la Pailleterie) hatte auf Haiiti, wo sein Bruder eine Plantage besaß, für einen hohen Preis eine bildschöne afrikanische Sklavin gekauft, Cezette Dumas, und mit ihr zwei Töchter bekommen sowie als jüngstes Kind Thomas Alexandre, den späteren General. Der Marquis, der offenbar ein kleines Problem damit hatte, vernünftig mit Geld umzugehen, verkaufte seine Familie – Cezette, die Töchter und den zwölfjährigen Thomas Alexandre – an einen anderen Plantagenbesitzer, weil er dringend Geld benötigte, um nach  Frankreich zu segeln und eine Erbangelegenheit zu regeln.

Nachdem Marquis de la Pailleterie das zu seiner Zufriedenheit geregelt hatte und finanziell besser ausgestattet  war, kam er kurz zurück nach Haiiti, um seinen Sohn zurückzukaufen und mit nach Frankreich zu nehmen. (Cezette und die Töchter konnte er offenbar nicht gebrauchen und ließ sie im Besitz des anderen Pflanzers zurück.)

Thomas Alexandre durfte bei seinem Papa leben und erhielt die exquisite Erziehung eines adligen Sprößlings. Allerdings zerstritt er sich, als er vierundzwanzig war, mit seinem Vater, nahm den Namen seiner Mutter an (der vielleicht gar kein Name war, sondern schlicht bedeutete ‚Du Mas‘ – also ‚des Bauernhauses‘, für eine Sklavin die Bezeichnung, zu wem sie gehörte). Er machte schnell, ungeachtet seiner Hautfarbe, militärische Karriere und erlebte viele interessante Abendteuer, die er sicher zum Teil seinem kleinen Sohn erzählte. (Denn der verarbeitete sie später gern und oft in seinen Romanen.)

Doch der General starb früh, der kleine Alexandre und seine Mutter blieben relativ mittellos zurück. Der Junge musste mit vierzehn Jahren die Schule verlassen und zunächst in Paris die Stelle eines Schreibers annehmen. Bald jedoch begann er, seine sprudelnde Fantasie und das Talent zu gelungenen Formulierungen zu nutzen und wurde Schriftsteller. Bevor er dreißig Jahre alt war, kannte ihn nicht nur ganz Paris, sondern halb Europa. Er schrieb historische Werke und Abenteuerromane, er betrieb praktisch eine Schreibfabrik, indem er Freunde und Mitarbeiter beschäftigte. Immer noch ist sein Name ein Begriff, sind einige seiner Werke sprichwörtlich, inzwischen mehr als dreißig Mal verfilmt.

Alexandre Dumas war berühmt, ein Erfolgsautor. Wegen seiner Hautfarbe und der krausen Locken angefeindet und brüskiert wurde er trotzdem. Beim Festmahl eines Adligen fragte einer der Gäste , ob es denn stimme, dass er ein Neger sei? Dumas antwortete: „Durchaus! Mein Vater war Mulatte, mein Großvater Neger, mein Urgroßvater Affe. Sie sehen also, dass mein Stammbaum dort beginnt, wo Ihrer endet.“

Als Dumas zweiundzwanzig war, produzierte er mit einer hübschen Näherin ein (uneheliches) Söhnchen, den später ebenso bekannten Autor Alexandres Dumas den Jüngeren. Der wurde am 27. Juli geboren, also auch ein Löwe wie sein Vater. Als der Kleine sieben Jahre alt war, entschloss Alexandre sich, ihn anzuerkennen, nahm ihn ziemlich brutal seiner Mutter weg und ließ ihm die bestmögliche Erziehung angedeihen. Für Letzteres war ihm der Junior aufrichtig  dankbar – Ersteres nahm er dem Vater übel. Er litt mit seiner Mutter und er wurde im Luxusinternat von Mitschülern verspottet, weil er unehelich war. Sein Leben lang behielt er Sensibilität für Frauen, denen Unrecht getan wurde.

Dumas der Ältere war zu einem riesigen Vermögen gekommen – das er bis auf den letzten Centime durchbrachte. Er ließ sich in der Nähe von Paris ein romantisches Schloss bauen, das er Monte Christo nannte, er besaß ein eigenes Theater, er gab Gesellschaften, zu denen er 600 Gäste einlud, er kaufte seinen Geliebten teuren Schmuck und reizende Wohnungen. Zum Schluss war er hochverschuldet und gezwungen, von Voraus-Honoraren für noch nicht geschriebene Romane zu leben.

Inzwischen hatte sein Sohn, der mit siebzehn zu schreiben begann, ebenfalls Karriere gemacht: Er verfasste die (praktisch selbsterlebte) traurige Geschichte einer Kurtisane, die sehr jung an Tuberkulose starb: Die Kameliendame. Daraus wurde ein Theaterstück, das Giuseppe Verdi zu seiner Oper LA TRAVIATA verarbeitete. Zu  seinen Lebzeiten war Alexandre Dumas der Sohn noch etwas berühmter als sein Vater, seine Haut sehr viel heller, die Locken, als Erbteil von Großmutter Cezette, krausgekringelt.

Der jüngere Dumas verfügte jedoch über mehr Vernunft. Er besaß die Gabe, erwachsen zu werden (über seinen Vater hatte er gesagt, er sei ihm immer ein Kind gewesen), er konnte mit Geld umgehen. Alexandre der Jüngere hatte geheiratet und lebte mit Frau und  zwei Töchtern in einer komfortablen Villa in der Normandie – als eines Tages sein Vater vor der Tür stand, ein kleines bisschen derangiert, gesundheitlich stark angeschlagen und völlig mittellos, um zu fragen, ob er ein Weilchen beim Junior bleiben und am liebsten bei ihm sterben dürfe.

Ein Vierteljahr später war Alexandres Dumas der Ältere wirklich tot, mit 68 Jahren, literarische Legende, Genießer, Verschwender. Am Tag vor seinem Tod fragte er den Sohn: „Glaubst du, von mir wird irgendetwas übrig bleiben?“ Und der Jüngere antwortete überzeugt: „Papa, das schwöre ich Ihnen!“

Glücksfaktor: Recht hat er gehabt …

 

 

 

 


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