Es war einmal, in der guten alten Zeit, als junge Männer noch langes Haar und enge Hosen trugen und als Musik noch Musik war, eine Rockgruppe, die nannte sich Free.
Na ja, um ganz ehrlich zu sein, eigentlich war es Alexis Korner (dieser bemerkenswerte englische Halbgrieche, von dem gesagt wurde, er sei ‚der Vater des britischen Blues‘), der ihnen diesen Namen verpasste.
Korner war es auch, der die Band zusammenfügte, indem er einige der vier jungen Männer einander vorstellte. Zwei der Musiker kannten sich und waren bereits miteinander aufgetreten: der brillante, übersensible Gitarrist Paul Kossoff (den sie später zu seinem Kummer gern mit Eric Clapton verglichen, was ihm das Gefühl vermittelte, in eine Wettbewerbs-Situation zu geraten) und der temperamentvolle blonde Schlagzeuger Simon Kirke, bei jedem Auftritt wie geduscht wirkend.
Dazu fügte sich perfekt die raue Rockstimme von Paul Rodgers (vom Rolling Stone Magazin auf der Liste der 100 größten Sänger aller Zeiten auf Platz 55 gesetzt) und die Bassgitarre des kleinen Andy Fraser. Nein, der war überhaupt nicht klein, nur zur Zeit der Bandgründung noch 15 Jahre alt – ein Kindergesicht mit Riesenaugen. Auf der Bühne trug er gern ein Hütchen. Aber er vibrierte vor Intelligenz und Kreativität. Einige der besten Song von Free stammen von ihm.
Nicht, dass die anderen Bandmitglieder viel älter gewesen wären. Beim ersten Auftritt im April 1968 zählten Sänger und Schlagzeuger je 18 und der Gitarrist 17 Jahre. Die vier komponierten und spielten hervorragend zusammen, Experten waren hingerissen von der Qualität der Band. Inzwischen, mehr als 50 Jahre später, bezeichnet man Free als eine der wichtigsten Bands des englischen Bluesrock, wenn nicht der Rockmusik überhaupt.
Doch im Publikum sitzen nicht immer viele Experten. So blieb der kommerzielle Erfolg ein Weilchen aus. Vielleicht kann man sagen, das Angebot der Gruppe war etwas zu gut für Jedermann.
Ja, es gab etliche Auftritte, ja, im folgenden Jahr produzierte man ein Album – alles nicht unter rauschendem Beifall.
Simon Kirke erzählte später, wie es zu ihrem großen Song kam: Sie hatten einen geradezu entmutigenden Auftritt in Durham hinter sich. „Wir beendeten unsere Show und gingen von der Bühne zum Geräusch unserer eigenen Schritte. Der Applaus hatte schon aufgehört, bevor ich überhaupt das Schlagzeug verlassen hatte. Wir waren uns klar darüber, dass wir dringend einen Hit benötigten. Da überkam Fraser die Inspiration – er begann, herumzuhopsen und ‚All right Now‘ zu singen – setzte sich zwischendurch hin und schrieb es auf, direkt in der Umkleidekabine. Das Ganze kann kaum mehr als zehn Minuten gedauert haben …“
„All Right Now“ wurde zu einem der meistgespielten Rocksongs überhaupt und verhalf Free zu riesiger Popularität. Ihr nächstes Album verkaufte sich großartig, beim Isle of Wight Festival 1970 traten sie als eine der Hauptgruppen auf.
Worum geht es in dem Lied?
Es behandelt einen typischen Konflikt dieser Zeit des Umbruchs der 60er zu den 70er Jahren. Alles änderte sich auf allen möglichen Gebieten. Vor allem die Moralvorstellungen.
Wenige Jahre zuvor war die Karriere eines Mannes restlos im Eimer, falls seine Homosexualität rauskam. Eine junge Frau musste darauf achten, ‚anständig‘ zu bleiben und sich ’nichts zuschulden‘ kommen zu lassen. Ein uneheliches Kind galt als Katastrophe und konnte eine ganze Existenz – wenn nicht die einer kompletten Familie ruinieren. Zwar musste niemand verschleiert gehen, doch die sittlichen Regeln zeigten sich nicht sehr unterschiedlich zu den orientalischen, die wir heute anstaunen.
Einerseits also weichte gerade die Rockmusik, die laut und deutlich zeigte, wie schön es sein kann, wild und ungezügelt zu sein, solche alten Grenzen auf. Andererseits waren sie zwar aufgeweicht – aber durchaus nicht verschwunden.
Im Song begegnet ein Jäger der Beute. Er ist gewissermaßen mit einem großen Schmetterlingsnetz unterwegs und versucht einigermaßen geschickt, mit Witz und Frechheit, sie zutraulich zu machen. ‚All right Now‘ ist vielleicht eine Art, unruhige Pferde zu beruhigen: „Alles gut!“ wiederholt der Jäger immer wieder. Zum Schluss kommt er der Beute – etwas zu früh – mit Liebe. Da versucht sie, sich freizustrampeln …
Da stand sie auf der Straße,
strahlend wie ein Honigkuchenpferd
Ich dachte, hey, was ist das hier?
Vielleicht benötigt sie dringend einen Kuss?
Ich sagte hey, wie heißt du, Baby?
Vielleicht haben wir was gemeinsam?
Komm, nicht lange zögern,
Lass uns in Bewegung kommen, bevor sie die Parkgebühren erhöhen!
Alles in Ordnung Baby, alles gut, alles gut!
Ich nahm sie mit zu mir nach Hause
Jede Regung ihres Gesichts beobachtend
Sie sagte: Warte mal eben – was hast du vor, Baby?
Versuchst du, mich in Schande zu bringen?
Ich sagte, komm mal runter, nicht so schnell,
Meinst du nicht, dass Liebe dauern kann?
Sie sagte: Liebe?! Herr im Himmel!
Jetzt versucht er, mich mit Liebe auszutricksen!
Alles in Ordnung Baby, alles gut …
Glücksfaktor: Musik, in der aktuelle Geschichte deutlich wird.