Als ich vierzehn war…


…wurde Mädchen in meinem Alter normalerweise von ihren Eltern das Schminken verboten. Aber meine Mutter schenkte mir einen Lippenstift.

Er hatte ein helles Kirschrot und er duftete sinnlich und  erwachsen. (Damals waren Lippenstifte häufig noch parfümiert.)

Meine Mama zeigte mir auch die beste Methode, den Mund anzumalen: Indem die Oberlippe, ihrer Form entsprechend, ausgemalt wurde – um sie dann auf die Unterlippe zu pressen. Dadurch ergab sich eine harmonische Form, Ober- und Unterlippe korrespondierten. 

Ich erinnere mich genau an das Wohlgefühl, das mir dieser Duft, so dicht unter meiner Nase, vermittelte.

Archäologen entdeckten in einer Ausgrabungsstätte der sumerischen Stadt Ur ein Döschen mit Lippenpomade, was bedeutet, bereits 3500 Jahre vor Christus schminkte man sich die Lippen rot.

1883 erfand ein Parfumhersteller einen Lippenstift aus Hirschtalg, Bienenwachs und roten Pigmenten. Aber noch galt Schminken als gewagt und wurde nur von Prostituierten und Künstlerinnen praktiziert – also von sündhaften Weibern.

Das änderte sich nach dem ersten Weltkrieg, wie so Vieles. Nachdem man die Hölle erlebt hatte, wurde Gut und Böse relativ. In den wilden Zwanziger Jahren verzichtete kaum noch eine Frau auf den Lippenstift, inzwischen in einer Metallhülse. Jetzt war er so dunkel wie möglich, nahezu schwarzrot. Das verkleinerte optisch, und winzige, schmallippige Münder waren Schönheitsideal…

 

 

 

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