Am 1. August ist World-Middlefinger-Day


Wir hierzulande sagen gern Stinkefinger, aber das ist dasselbe.

Hier sehen wir ein sehr, sehr altes Foto von einem sehr, sehr jungen Löwen:

(Da war er ungefähr 18 und saß auf dem Schulhof, ein ergreifendes Bild der Aufmüpfigkeit.)

Daraus können wir schließen, dass die Gebärde nicht ganz neu ist. Wie wahr! Sie fand sich bereits auf Grafitis im alten Rom. Tacitus hat behauptet, römische Soldaten hätten die kraftvolle Geste von Germanischen Kriegern gelernt. Nach Nordamerika wiederum gelangte der ausgestreckte Mittelfinger durch italienische Einwanderer. So schloß sich der Kreis und wir können vielleicht ein weiteres Mal für uns beanspruchen, dass eine deutsche Sitte sich um die Welt ausgebreitet hat.

Andererseits stellten Anthropologen fest, dass bereits Primaten, vor allem Totenkopfaffen, in Rage gebracht, den Mittelfinger präsentieren. Eine Urbewegung also, die ganz aus dem Innersten kommt im Fall der Beleidigung und vermutlich seelische Erleichterung verschafft, überkulturell und genetisch angelegt.

So gesehen ist nicht recht zu begreifen, dass das Finger-Zeigen strafbar ist. Bis zu einem Jahr Gefängnis kann man sich ungünstigstenfalls einhandeln! Bis vor Kurzem gab es auch Punkte in Flensburg, falls einem Autofahrer aus Gründen der Empörung der Mittelfinger hochrutschte.

Die meisten Täter sind bisher jedoch glimpflich dabei weggekommen. Von Us-Vizepräsident Nelson Rockefeller über Johnny Cash und Stefan Effenberg bis zu Sigmar Gabriel haben sich etliche prominente Menschen dadurch erleichtert. Von Menschinnen ist einstweilen weniger die Rede. Das mag daran liegen, dass das gezeigte Symbol halt einem Phallus entspricht, mit dem gedroht wird. Und auch, wenn gebärfähige Mitbürger immer häufiger den Ausdruck: „Das geht mir auf die Eier!“ benutzen, klingt das doch selten wirklich überzeugend. Es wäre zu überlegen, lieber die Formulierung  „Das geht mir auf die Eierstöcke“ zu benutzen.

Falls der Mittelfingerzeiger tatsächlich geschnappt wird und ihm Bestrafung drohte, könnte er  sich eventuell damit herausreden, dass er nur Gebärdensprache benutzt hat, und zwar japanische. Im Land der aufgehenden Sonne und des Sushi bedeutet der gestreckte Mittelfinger, kurz nach oben gestupst ‚Großer Bruder‘.

So kann selbst eine genetisch angelegte Geste zu Missverständnissen führen. Das passierte Premierminister Churchill, der sich als Durchhalte-Signal das Victory-Zeichen ausgedacht hatte, ein V, gebildet aus Zeige-und Mittelfinger. Zunächst zeigte er seinem Volk diese Geste mit dem Handrücken nach außen – und musste sich von seiner kichernden Sekretärin belehren lassen, das bedeute – tja, genau die Botschaft des einsamen Mittelfingers. Zumindest in England und Australien.  Sir Winston drehte daraufhin einfach die Hand um, den Handrücken nun auf sein eigenes Gesicht gerichtet.

Deshalb sollte ein Mensch, der in England noch zwei Bier bestellt, wissen, wie seine Hand gedreht ist. Er könnte, statt Bier, Ärger bekommen …

Glücksfaktor: die Mannigfaltigkeit der Verständigungsmöglichkeiten!

 

 

 

 

 

 


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