Die Schering AG brachte sie auf den Markt. Sie durfte zunächst nur verheirateten Frauen verschrieben werden.
Die Katholische Kirche stand Kopf. Papst Paul VI. erklärte in Bezug auf das neue Verhütungsmittel, jeder eheliche Akt müsse, nach natürlichen Sittengesetzen, von sich aus auf die Erzeugung menschlichen Lebens ‚hingeordnet bleiben‘. Von unehelichen Akten sprach er natürlich gar nicht erst.
Dass ab der zweiten Hälfte der sechziger Jahre überdeutlich weniger Babys geboren wurden, schob man zunächst dieser neuen Verhütungsmethode in die Schuhe und sprach vom ‚Pillenknick‘. Tatsächlich lag ein Rückgang der Vermehrung nach dem Babyboom der Nachkriegszeit wohl eher am Wandel der Moral. Und dieser Wandel machte die Anwendung der Pille überhaupt möglich.
Weil ich als Kind beobachtet hatte, wie meine Mutter nach einer Abtreibung beinah starb, war ich begeistert von dieser Möglichkeit, Kummer und Schmerz zu verhindern. Ich schluckte die Pille über Jahrzehnte, ohne sie ein einziges Mal zu vergessen.
Aber eines Abends bekam ich in einem Chinesischen Restaurant ein Gericht, das bereits etwas seltsam schmeckte und mir anschließend eine unerfreuliche Nacht bescherte. Diesem Tatbestand verdankt mein Sohn seine Existenz.
Insofern bin ich der Antibabypille dankbar: Sie hat meine Nerven geschont und mir ein sorgloses Liebesleben ermöglicht.
Ich bin jedoch auch dem schlampigen Koch im Chinesischen Restaurant ausgesprochen dankbar…
Glücksfaktor: im richtigen Jahrhundert geboren zu sein.