Nämlich Heinrich IV. von Navarra – oder auch Henri Quatre. (Heinrich Mann hat zwei großartige Romane über diesen seinen Namensvetter geschrieben.)
Den guten König nannten ihn vor allem seine Gascogner, denn er war ‚ein Junge aus der Gegend‘. (Wer Dumas‘ Roman Die drei Musketiere kennt, der weiß, dass auch d’Artagnan von dort stammte und häufig Anspielungen auf die heißblütigen, impulsiven, mutigen Gascogner zu hören bekam.)
König Henri IV., der aus den unterschiedlichsten Gründen sein Leben lang zwischen Protestantismus und Katholizismus hin und her konvertieren musste, war tatsächlich in vielen Beziehungen ein Segen für Frankreich. Er schaffte es, aus dem durch Religions- und Bürgerkriege gebeutelten Land wieder eine europäische Großmacht zu formen.
Einer seiner Wünsche wurde sprichwörtlich: „Si Dieu me prête vie, je ferai qu’il n’y aura point de laboureur en mon royaume qui n’ait les moyens d’avoir le dimanche une poule dans son pot!“ Etwa: Wenn Gott mich lang genug leben lässt, sorge ich dafür, dass in meinem Königreich Jedermann am Sonntag ein Huhn im Topf hat. *
König Heinrich war zunächst mit Margarete von Valois verheiratet, der Reine Margot, einer überaus interessanten Frau: intelligent und schlagfertig, witzig und großzügig, selbstbewusst und gebildet.
Die 1572 stattfindende Hochzeit der beiden, sie katholisch, er hugenottisch, führte zu der entsetzlichen, bluttriefenden Bartholomäusnacht, in der allein in Paris mehr als 3000 Protestanten starben und im Frankreich rundherum noch einmal etwa 10.000 weitere.
Dabei hätte es der eigentliche Zweck der Übung beziehungsweise Hochzeit sein sollen, die unterschiedlichen Religionsanhänger miteinander zu versöhnen. Das ging daneben.
Eine Liebesheirat war es sowieso nie gewesen. Margot fand Henri zunächst unattraktiv und bäurisch. Es wird behauptet, dass sie sich bei der Hochzeitszeremonie vor der Kathedrale Notre-Dame de Paris so lange Zeit ließ mit ihrem ‚Ja‘, dass einer ihrer Brüder wütend aufsprang und seiner Schwester mit einem Stoß gegen den Hinterkopf ein Nicken abnötigte.
Später verstanden Henri und Margot sich besser, vor allem, nachdem sie geschieden waren – so was soll es ja auch geben. Die Ehe wurde 1599 anulliert und dauerte demnach 27 Jahre – doch eigentlich fand sie kaum statt. Die beiden waren oft jahrelang getrennt und hatten beide jeweils längere Beziehungen zu anderen Menschen. Nachwuchs von dieser ersten Königin gab’s natürlich auch nicht.
Henri nahm fast sofort nach der Scheidung eine andere Dame zur Frau, nämlich Maria de‘ Medici.
Sie war 25, er fast doppelt so alt, und er mutete ihr einiges zu, beispielsweise seine Geliebte Catherine Henriette de Balzac d’Entragues. Die soll wunder- wunderschön gewesen sein. Vielleicht wurde ihr Portrait in einem ungünstigen Moment gemalt.
Catherine Henriette hatte dem guten König eigentlich bereits ein schriftliches Eheversprechen aus dem Kreuz geleiert, geknüpft an die kleine Bedingung, ihm einen Sohn zu schenken. Schwanger war sie sogar auch schon gewesen, stracks auf dem Weg zum Thron. Doch da fuhr buchstäblich ein Blitz in ihr Zimmer, ein Kugelblitz, sie erlitt eine Fehlgeburt und Henri – heiratete Maria.
Königin Maria erfüllte alle Erwartungen, bekam im Jahr darauf den Thronerben und musste sich trotzdem gefallen lassen, dass die königliche Mätresse, die sich selbstsicher und ungeniert am Hof bewegte, laut und deutlich der Ansicht war, eigentlich gehöre sie selbst auf den Thron. Catherine Henriette ahmte Marias etwas schwerfälligen Gang nach und verhöhnte sie, wo sie konnte.
Maria hegte ein spezielles Anliegen: sie arbeitete jahrelang daran, ihren Gemahl davon zu überzeugen, dass sie gekrönt werden müsste, um wirklich Königin zu sein. Auf jeden Fall wäre das notwendig, wenn ihm etwas passieren sollte und sie die Regentschaft für den unmündigen Thronfolger übernehmen sollte.
Im Frühjahr 1610 plante der gute König Henri einen neuen Krieg. Er wollte in die Spanischen Niederlande einmarschieren. Und weil es ja immerhin sein konnte, dass ihm dabei etwas passierte, kam er endlich dem Wunsch seiner Gemahlin nach.
Marias Krönung fand unter großer Prachtentfaltung am 13. Mai 1610 statt und bereitete der Königin sehr viel Freude. Haargenau einen Tag später wurde König Heinrich IV in seiner Kutsche erstochen. Das Attentat, dem er schließlich, 56jährig, zum Opfer fiel, war bereits das achtzehnte, bei dem jemand versuchte, ihn abzumurksen. Den Attentäter, einen religiösen Fanatiker, vierteilte man ordnungsgemäß bei lebendigem Leib, so verlangte es das Gesetz.
Maria wurde zur Regentin für ihren Sohn – und Catherine Henriette de Balzac d’Entragues, die perfide Geliebte des Königs, endlich vom Hof entfernt.
Glücksfaktor: Gutes Timing …
*Natürlich gibt es ein eigenes Rezept für das Suppenhuhn des guten Königs, in dem das Tier mit Leber, Schinken und Ei gefüllt, zugenäht und mit Lorbeerblatt, Nelken, Suppengemüse, Kohl und Zwiebeln mehrere Stunden lang gekocht werden muss und schließlich, zerlegt, mit einer kalten Sauce aus Eigelb, Öl, Essig, gehackten Gewürzgürkchen und Schalotten zur Suppe serviert wird.