Am 15. Mai 1940 war N-Day


In ausgewählten amerikanischen Geschäften wurden zum ersten Mal Nylonstrümpfe angeboten! Die Käuferinnen rauften sich um die Ware: Fünf Millionen Paar der zarten, glänzenden Strümpfe wurden am selben Tag verkauft. Viele Kundinnen gingen leer aus, büßten sogar Haarbüschel ein oder erhielten blaue Flecken.

Die begehrten Strümpfe reichten bis ungefähr zur Mitte der Oberschenkel und besaßen eine rückwärtige Naht. denn es gab noch keine Wirkmaschinen, die rundherum arbeiteten. Diese Naht sollte gerade sitzen und erforderte einen Blick über die Schulter, in den Spiegel, oder die Frage an einen Betrachter: „Sind meine Nähte gerade?“

Gehalten wurden Nylons selten durch Strumpfbänder, meistens durch Strapse, zwei für jedes Bein. Das waren zehn bis fünfzehn Zentimeter lange elastische Bänder mit einer Gumminoppe, über die man links und rechts ein Stück Strumpf zog und dann festhakte. Die vier Strapse hingen entweder am Korsett oder an einem Strumpfhalter, um die Hüften geschnallt, tunlichst unter dem Höschen.

Nylonstrümpfe machten auch weniger perfekte Beine attraktiv durch die schimmernde Optik, nicht ganz blickdicht, aber keineswegs durchsichtig. Durch die Nähte sahen alle Proportionen schlanker aus.

Mit dem Anfang der sechziger Jahre verbesserte sich die Wirktechnik.  Nun konnte rundherum gestrickt werden. Zuerst entfernte das die Naht aus dem Strumpf. Einige Jahre später bastelten die Hersteller alles zu einem Stück zusammen, zur Strumpfhose.

Das war viel praktischer, doch nicht so reizvoll. Immerhin kam es ganz genau zur richtigen Zeit, denn kurz darauf begann  die Minirock-Mode, die sich mit hervorguckenden Strapsen nicht besonders gut vertragen hätte.

Seit ungefähr fünfzehn Jahren gelten die Strümpfe unter sehr modebewussten Damen als altmodisch. Zu Galas und besonderen Veranstaltungen geht eine superschicke Frau mit nackten Beinen in Pumps. Und wenn der Schneesturm des Jahrhunderts tobt und ihre Besenreiser oder vorstehenden Venen auf  den Fußrücken sich gern unter einer glänzenden Fassade verstecken würden: nacktes Bein ist Pflicht, notfalls unter einer Schicht Makeup.

Die Mode ist eine tyrannische  Herrscherin …

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