Am 16. November 1903 starb die kleine Prinzessin Elisabeth


Genauer: Elisabeth Marie Alice Victoria von Hessen und bei Rhein. Sie war erst acht Jahre alt. Ihre Eltern – Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und  bei Rhein und seiner ersten Gemahlin Victoria Melita von Sachsen-Coburg und Gotha – waren sich gegenseitig ein Problem.

 

Sie hatten 1894 auf Wunsch von Queen Victoria geheiratet (die war ihrer beider Großmutter), ohne sich allerdings auch nur sympathisch zu finden.

Eigentlich hätten sie sich mögen können, denn beide feierten am gleichen Tag (dem 25. November) Geburtstag, nur acht Jahre auseinander. Doch das gemeinsame Datum nützte auch nichts.

Ein Jahr nach der Heirat wurde die einzige Tochter Elisabeth geboren. Der Großherzog vergötterte das Kind. Seine Frau hatte andere Sorgen, beispielsweise, dass Ernst Ludwig sie betrog (sie besaß, obwohl sie sich nichts aus ihrem Mann machte, von Natur aus eine wütende Eifersucht): wie sie später behauptete mit jedem Pagen und jedem Stallburschen im Palast. Im Jahr 1900, da war ihre Tochter eben fünf, ließ Victoria Melita sich scheiden. Was in Adelskreisen und beim staunenden Volk großes Aufsehen erregte. 

Die kleine Elisabeth entschied selbst, bei ihrem Vater zu bleiben. Als der zu bedenken gab,  die Mama habe sie doch auch lieb, erklärte sie: „Sie sagt es. Du tust es.“

Elisabeth war ein ganz besonderes Kind, klug, liebevoll und sensibel. Sie nahm früh Repräsentationspflichten wahr und erfreute sich großer Beliebtheit als „Prinzessin Sonnenschein“. Obwohl ihr Vater ihr jeden Wunsch erfüllte (und ihr beispielsweise im Schloßpark ein bezauberndes Jugendstil-Haus in Kindergröße bauen ließ, immer noch zu besichtigen) wirkte sie nie wie ein verwöhntes Kind. 

Im November 1903 nahm der Großherzog seine Tochter mit zu einem Jagdausflug mit dem russischen Großfürsten in ein polnisches Jagdschloss. Hier wurde die kleine Prinzessin plötzlich krank und starb nach wenigen Tagen, am 16. 11., vermutlich an Typhus.

Ihr Vater kam nie wirklich über ihren Tod hinweg, obwohl er später noch einmal heiratete, weder einen Pagen noch einen Stallburschen, sondern die die nette, herzliche Eleonore zu Solms-Hohensolms-Lich. Diese Ehe wurde sehr glücklich, das Paar bekam zwei Söhne: Georg Donatus und Ludwig.

Im Oktober 1937 starb der Vater der kleinen Elisabeth, der  Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein, im Alter von fast 70 Jahren.

Einen Monat später waren die meisten seiner Nachkommen tot.

Georg Donatus, der ältere Sohn, war verheiratet mit der sehr bezaubernde Prinzessin Cecilia von Griechenland (der großen Schwester des Prinzen Philipp, der immer mit drei Schritt Abstand hinter der derzeitigen Queen herzottelt). Sie hatten drei Kinder, zwei kleine Jungen und ein Mädchen, Johanna. Außerdem war Cecilia ein weiteres Mal schwanger.

Nun wollte auch der jüngere Sohn, Ludwig, heiraten, und zwar in England. Vermutlich eine etwas gedämpfte Zeremonie, weil sein Vater eben gestorben war. Georg Donatus packte seine Mutter, seine schwangere Frau und die beiden Söhne, vier und fünf Jahre alt, in ein Kleinflugzeug, denn er war selbst Pilot. Baby Johanna wurde zu Hause im Schloss gelassen.

Nahe Ostende stürzte die Maschine ab, übrigens zufällig genau am 16.11., dem Todestag der  kleinen Prinzessin Elisabeth.

Da ihr kürzlich verstorbener Vater noch gar nicht bestattet worden war, legte man nun alle zusammen in ein Familiengrab. Und der jüngere Sohn Ludwig heiratete jetzt in einer ganz überaus gedämpften Zeremonie. Er – und seine Nichte, Johanna – waren die beiden Überlebenden der zweiten Ehe seines Vaters. Ob eventuell Prinzessin Elisabeth doch etwas von der wütenden Eifersucht ihrer Mutter geerbt hatte? Jedenfalls starb auch die kleine Johanna, zwei Jahre alt, an Gehirnhautentzündung.

Glücksfaktor: Dass wir nicht wissen, was kommen wird …


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