Am 17. April haben wir den Tag der Fledermaus


Und zwar wieder in Amerika: Bat Appreciation Day.

Mein Vater, der einige Jahre in Südamerika lebte, hat mir das erzählt: Da waren Rinder auf der Weide, dem Haus gegenüber, in dem er wohnte. Als er spätabends aus dem Auto stieg und im Dunkeln auf das Haus zuging, hörte er von der Weide ein Geräusch, als würde ein Beutel oder ein größerer Stoffklumpen geworfen und mit einem Schmatzer irgendetwas treffen – fast gleichzeitig erklang das erschrockene Blöken von einem Kalb. Er konnte nicht erkennen, was da vorging, doch einige Tage später zeigte ihm der Rancher, dass eine Vampir-Fledermaus das Tier attackiert und an einer Stelle hinter dem Ohr sein Blut gesaugt hatte. Von da ab war die Fledermaus jede Nacht wiedergekommen, um erneut an dieser Stelle zu saugen, weil es durch die bereits entstandene Verletzung einfach war. Das Kalb starb daran – wahrscheinlich weniger durch den Blutverlust als durch Verunreinigungen der Fledermauszähne.

Doch, sie können auch Menschen anfallen und auf dieselbe Weise töten: nicht, weil sie zu viel Blut absaugen (bis zu 30 Milliliter pro Mahlzeit, das entspricht ziemlich genau einer normalen Blutabnahme für Untersuchungszwecke), sondern nicht selten durch übertragene Tollwut.

Bei Graf Dracula dürfte das umgekehrt sein. Da er als kultivierter Mitteleuropäer gewiss seine Zähne putzt, sobald er nach Sonnenuntergang aufsteht, verursacht sein Biss wohl  keine Infektionen. Doch dafür schluckt er, sofern bei gutem Appetit, sicherlich 2-3 Liter pro Mahlzeit. Das verursacht beim jeweiligen Frühstück zumindest Kreislaufstörungen. Ehrlich gesagt kann bereits der Verlust von einem einzigen Liter Lebenssaft tödlich sein.

Zuück zur tierischen Fledermaus. Richtig beliebt sind diese Geschöpfe selten. Sie wirken unheimlich, gruselig. Vampir-Fledermäuse sind die einzigen Säugetiere, die sich wirklich nur vom Blut anderer Tiere ernähren. Sie können senkrecht an Wänden hochlaufen wie Spinnen und das sieht auch nicht gerade einnehmend aus. 

Lichtscheues Gesindel, nachtaktiv, tagsüber hängen sie in Höhlen, Spukhäusern oder verlassenen Schächten überkopf herum, in ihren Umhang – oder vielmehr in ihre Flügel gewickelt.

Was mich immer an die Geschichte von den beiden nebeneinander überkopf hängenden Fledermäuse erinnert, von denen die eine fragte: „Fürchtest du eigentlich Demenz im Alter?“ „Nein“, sagt die andere, „eher Inkontinenz …“

Ja, es gibt auch fliegende Hunde mit ganz sympathischen Köpfchen und manchmal können ihre Babys rührend wirken. Trotzdem, niedlich geht anders.

Früher, las ich, hatten Frauenzimmer Angst vor Fledermäusen, weil die sich in ihren langen Haaren verflattern konnten, ein Grund, hysterisch herumzuhüpfen und zu schreien: „Nimm sie weg! Nimm sie weg!“ – was leichter gesagt als getan war, wenn Fledermaus wie Opfer, beide wild zappelnd, sich ineinander verknotet hatten.

Zwar besitzen Mädchen heutigentags oft wieder sehr langes Haar – doch haben sie meistens keine Angst mehr vor Fledermäusen. Unsere Nächte sind gemeinhin zu hell. Eine Fledermaus benötigt Dunkelheit, um auf die Jagd (bei uns eher Insekten als Kälber) zu gehen.

Auch die europäischen, vermeintlich harmlosen Fledermäuse können Menschen beißen, meistens in Notwehr. In Asien und teilweise in Afrika werden sie umgekehrt auch von Menschen gebissen – oder gelten jedenfalls als Delikatesse.

Beides, das Gebissenwerden als auch das Verspeisen von Fledermäusen, ist der Gesundheit eher weniger zuträglich. Die Tiere stehen beispielsweise unter Verdacht, Corona unter unsere Spezies gestreut zu haben.

Hier ist, bei Alice im Wunderland, ein wenig Lyric über Fledermäuse, dargebracht von einer in die Luft geschleuderten Haselmaus auf ihrem Rückweg in die Teekanne:

Glücksfaktor: Husche, husche, tiefe Nacht, hat sie sich davon gemacht …


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