Als ob man mich zu so was auffordern müsste! Ich bin dem magischen Denken – der Vorstufe des gesegneten und sanktionierten rationalen Denkens – niemals entwachsen.
Wenn sich ein Wissenschaftlicher daran macht, schizotypische Persönlichkeitsstörungen aufzustöbern, dann stolpert er über so was wie personifizierte Gegenstände. Eine eigenartige Denk- und Sprechweise, erfahre ich von Wikipedia, zählt auch dazu. Die möchte ich in aller Bescheidenheit ebenfalls für mich beanspruchen. Alles in Allem kann kaum ein Zweifel herrschen, dass ich kompakt einen an der Waffel hab. Ich bin also von Natur aus berechtigt, mich mit meinem Teddybär zu unterhalten oder meine Autos zu taufen.
Mein erster Wagen, ein rotes, flaches Zweisitzer-Cabrio, hieß Lady und war ein durch und durch boshaftes Geschöpf, das schlimmste Auto, das mir je begegnet ist. Nach anderthalb Jahren mit ihr kam mir der betuliche, etwas schwerfällige Bernhard, ein schwarzweißes VW-Käfercabrio, wie ein Engel vor. Beide waren übrigens Wagen aus zweiter Hand.
Nachdem mein Theaterstück in der Saison 1988/89 mich mit unvermutetem Reichtum überschüttete, leistete ich mir zum ersten Mal ein fabrikneues Auto, das ich beim Einkauf ganz nach meinen Wünschen zusammenstellte. Als ich Dandy, einen silbergrauen Scirocco, abholte, hatte er schüchterne acht Kilometer auf dem Tacho. Es regnete etwas, ich fuhr in dem nach neuem Leder duftenden Wagen nach Hause, schaltete die Scheibenwischer an und begann zu weinen, als sie sich völlig lautlos und sachte über die Frontscheibe bewegten. (Bei den beiden anderen Autos war das ein rumpeliger, unregelmäßiger Vorgang gewesen.)
Es ist unzweifelhaft meistens ein glückhafter Moment, das nagelneue Baby im Arm zu halten. Die erste Fahrt im nagelneuen eigenen Auto ist allerdings auch nicht ohne.
Später erlebte ich das öfter, weil ich alle drei oder vier Jahre, auf Firmenkosten, einen ganz neuen Wagen leasen konnte. Was allerdings auch bedeutete, sie mir nach der abgelaufenen Leasing-Zeit aus dem Herzen zu reißen, je nach dem eine Wohltat oder eine Tragödie.
Das waren zuerst alle möglichen kleinen Japaner, später die ungeheuer rückenfreundlichen Citroën. Speziell einer davon, ein Mädchen, meine Prinzessin, war unübertroffen und unvergesslich. Ich erinnere mich, dass ich zum Abschied ihren Seitenspiegel küsste, vermutlich ein sehr bedenklicher Fall von magischem Denken. Ich ging bestimmt in meiner zärtlichen Leidenschaft für diesen Wagen anderen Menschen kompakt auf die Nerven. Bei einer Fahrt über Holperpflaster regte ein Beifahrer an, wir sollten vielleicht aussteigen und die Prinzessin über die Strecke tragen, bis sie wieder glatt und eben sei …
Ich und ‚gib-deinem-Auto einen Namen‘ – ? Mein Staubsauger heißt Karlheinz.
Glücksfaktor: Hier und da ein paar magische Gedanken.