Am 2. September 1870 begann das französische Kaiserreich, sich aufzulösen,


während das deutsche Kaiserreich anfing, zu entstehen. Beides wurde durch den Deutsch-französischen Krieg 1870/71 verursacht.

Was war der Anlass zu dieser kurzen, aber blutigen Auseinandersetzung? Vordergründig hakte sich die Diplomatie an der spanischen Thronfolge fest. Königin Isabella II. (deren Erscheinungsbild ein wenig an ein überfüttertes Funkenmariechen erinnerte) hatte 1868 ihren Thron eingebüßt.

Nun ging es darum, das leere Möbel wieder mit einem königlichen Hintern zu besetzen. Anwärter gab es genug, und einer davon war Leopold, Fürst von Hohenzollern. Er wurde vom energischen deutschen Kanzler Otto von Bismarck dorthin geschoben. Bismarcks Traum – der sich schließlich erfüllte – war ein geeintes Deutschland unter preußischer Führung. Dazu brauchte er Verbündete. Der König von Spanien wäre da nicht schlecht gewesen.

Doch sobald Leopold sich bereit erklärte, den spanischen Thron zu übernehmen, jaulte Frankreich auf. Das war ja wohl eine Frechheit! Es würde zu einer politischen Übermacht der Deutschen in Europa führen! (Genau das hatte sich Bismarck ja auch gedacht.)

Fürst Leopold ließ erschrocken sein Angebot fallen, und damit hätte es gut sein können.

Doch sowohl Otto von Bismarck

als auch Kaiser Napoleon III. (ein Neffe des ursprünglichen Napoleon) waren sehr erpicht auf einen anständigen Krieg.

Napoleon III

Ich betrachte das mal kurz aus astrologischer Sicht und sage: Bismarck, am 1. April geboren, war ein Parade-Widder, entschlossen und kampflustig. Er war zwar weder König noch Kaiser, doch seiner Persönlichkeit nach Staatschef. Nicht ganz zufällig ist bis heute ein deutscher Kanzler, ob männlich oder weiblich, derjenige, der das Sagen hat – keineswegs das eigentliche Staatsoberhaupt, der Bundespräsident.

So, und Napoleon III., am 20. April geboren und ebenfalls noch Widder, war voller Ehrgeiz und in seinem Reich wenig beliebt. Er hatte sich den Thron seiner Väter erputscht und fühlte sich verpflichtet, dauernd kleine oder größere Kriege zu führen und möglichst zu gewinnen, um seine Existenz als Kaiser Frankreichs zu rechtfertigen.

Dann gab es da noch den Preußenkönig Wilhelm. Der war zwar mit Geburtstag am 22. März ebenfalls Widder, aber ihn gelüstete es am wenigsten nach Krieg, Expansion und so weiter. Das nützte ihm bloß nichts, weil er im Grunde unter der Fuchtel seines Kanzlers stand.

Und dann kam die Sache mit der berühmten ‚Emser Depesche‘. König Wilhelm, Mitte 70 und gesundheitlich ein wenig angeschlagen, befand sich zur Kur in Bad Ems, als die Geschichte mit Fürst Leopold passierte, der wie eine Wespe vom spanischen Thron weggejagt wurde, bevor er darauf Platz nehmen konnte.

Ein französischer Botschafter suchte den kurenden König in Bad Ems heim und forderte ihn auf, A) zu bestätigen, dass Leopold sich wirklich ein für alle mal zurückgezogen hätte und B) sein Ehrenwort zu geben, dass sich Deutschland nie wieder so etwas einfallen lassen würde.

Zu Punkt B meinte Wilhelm, man könne und wolle ihn ja wohl kaum zu einem so weitreichenden Versprechen zwingen. Im Übrigen, und da kommen wir der Eskalation näher, schickte er seinem Kanzler eine Depesche, also ein Telegramm, in dem er schilderte, was sich zugetragen hatte.

Bismarck begriff sofort, dass er hier die erwünschte Lunte in der Hand hielt und sie nur noch anzuzünden brauchte. Er kürzte die Depesche so geschickt, dass die Unverschämtheit Frankreichs plötzlich viel greller wirkte, und gab sie an die Presse. Noch am selben Abend wurde sie in deutschen Zeitungen veröffentlicht – am nächsten Tag, übersetzt, in französischen. Jedes der beiden Völker brüllte vor Empörung.

Am 19. Juli 1870 erklärte Kaiser Napoleon dem Königreich Preußen den Krieg. Er rechnete nicht damit, dass die deutschen Kleinstaaten Baden, Bayern, Württemberg und Hessen-Darmstadt Preußen beistehen würden. Das taten sie jedoch.

Das war endlich mal genau die Art Krieg, von der alle träumen, die Krieg cool finden: „Geht ratzfatz vorbei und wir haben gewonnen“. In diesem Fall die Deutschen.

Bilanz nach nicht ganz sechs Wochen: Deutschland hatte 1.400.000 Mann mobilisiert, Frankreich 1.600.000; Deutschland hatte 44.781 Gefallene und 89.732 Verwundete zu beklagen, Frankreich 138.871 Gefallene, 143.000 Verwundete und 474.414 Gefangene.

Einer der Gefangenen war der französische Kaiser.

Am 2. September 1870, nach der verlorenen Schlacht bei Sedan, begab er sich in deutsche Kriegsgefangenschaft. In Deutschland wurde deshalb der 2.9. für eine Weile zum patriotischen Feiertag, zum ‚Sedantag‘. Nach dem verlorenen ersten Weltkrieg gab sich das.

Hier ist ein schönes Bild, gewissermaßen eine Momentaufnahme, von Bismarck, rechts, und Napoleon III., links, nachdem der Kaiser sich ergeben (und symbolisch seinen Säbel abgegeben hatte). Bismarck besitzt seinen noch und präsentiert ihn ganz nebenbei.

Was sich aus dem gewonnenen Krieg für die Sieger ergab, war die deutsche Reichsgründung. König Wilhelm, verlangte Bismarck, sollte nun Kaiser werden. Der wollte nicht! Er war so sauer, dass er mit Bismarck eine Weile nicht mehr redete. Zum Kaiser wurde er trotzdem gekrönt, das half ihm gar nichts. Später hat er mal geseufzt: „Es ist nicht leicht, unter einem solchen Kanzler Kaiser zu sein!“

Elsaß-Lothringen ging nach dem Krieg an Deutschland, was die Franzosen schrecklich übel nahmen und was einer der Gründe wurde für die vielbeschworene ‚Erbfeindschaft‘ beider Länder. Das zweite französische Kaiserreich kam in die Tonne: Aus Frankreich wurde eine Republik …

Glücksfaktor: dies alles aus der Ferne der Zeit betrachten zu dürfen.

 

 


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