Am 20. Februar 1860 sank die Hungarian


vor der Küste von Nova Scotia in einem Schneesturm. Sie nahm alle Menschen an Bord, 80 Mann Besatzung und 125 Passagiere (davon 45 feine Leute der ersten Klasse), mit in die Tiefe, keiner konnte gerettet werden.

Bei ihrem Untergang war die Hungarian kaum anderthalb Jahre alt, ein schönes, schlankes Passagierschiff der kanadisch-britischen Reederei Allan Line. Einige Monate vorher, im November1859, befand sich das Schiff schon einmal in einem starken Sturm mit hohem Seegang vor den Neufundlandbänken und hatte die Menschen von einem anderen Boot retten können – eigentlich sogar noch mehr, denn an Bord des britische Schones John Martin befanden sich Schiffbrüchige  eines weiteren Schoners, der vor Labrador havariert war.

Bei dieser Rettung wurde übrigens der erste Offizier, als er den Menschen helfen wollte, an Bord der Hungarian zu kommen, von einer mächtigen Welle ins Wasser gespült. Zwar konnte er nicht schwimmen, doch hielt er sich eisern an einem Tau fest, das an der Reeling befestigt war, und war so in der Lage, sich selbst wieder auf das Schiff ziehen.

Nun befand sich der Dampfer auf seiner dritten Überfahrt von Liverpool nach Kanada erneut in dieser Gegend, in der Schiffsuntergänge so oft vorkamen, dass sie von Seeleuten Graveyard of the Atlantic, also Friedhof des Atlantiks, genannt wurde. Außer den Passagieren war einiges an Fracht und Post zu transportieren. 

Heftiges Schneetreiben, Sturm und hoher Wellengang machten der Hungarian am Abend des 19. Februar 1860 sehr zu schaffen. Das Schiff wurde auf die Klippen zu gedrückt – und von ihnen aufgeschlitzt.

Rundum an Land befanden sich Menschen, die das Boot wohl sehen konnten. Sie erkannten sogar Lichter – und Menschen an Bord, die sich an der Takelage festklammerten. Bemerkt zu sein nutzte in diesem Fall jedoch nichts, weil sich bei der schweren See ebensowenig ein Rettungsboot von Land aus zum Schiff bewegen konnte, wie es Sinn ergab, die Rettungsboote von der Hungarian herunter zu lassen. Gegen zehn Uhr am nächsten Morgen versank der letzte Überrest und nahm alle Seelen an Bord mit sich.

Der Sturm dauerte eine knappe Woche an. Erst sechs Tage später erlaubte es das Wetter wieder, sich der Unglücksstelle zu nähern. In einem der kieloben treibenden, teilweise zerstört umherirrenden und angespülten Rettungsbooten der Hungarian fand sich das Tagebuch eines englischen jungen Mädchens, Elizabeth Louden, die offenbar eine Nachricht an ihre Mutter in England geschrieben hatte. Der letzte Eintrag lautete: „Lizzie Dies Tonight“: Lizzie stirbt heute Nacht.

Der damals (und heute noch) sehr berühmte amerikanische Songwriter Stephen Collins Foster – Autor von unsterblichen Weisen wie ‚Oh! Susanna!‘ – machte daraus ein furchtbar schmalziges Lied, das die Zuhörern spontan zu ihren Taschentüchern greifen ließ.

Hätte an Land hinter den gefährlichen Klippen ein Leuchttturm gestanden, dann wäre trotz des Wetters vielleicht die zu große Nähe entdeckt worden und das Unglück hätte verhindert werden können.

Ein Jahr später, 1861, baute man deshalb auf Cape-Sable-Island genau diesen Leuchtturm …

Foto: Manfredwinslow

Und hier ist das ergreifende Lied an die arme Lizzie:

Glücksfaktor: Leuchttürme!

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