Am 21. August 1987


hatte der Film ‚Dirty Dancing‘ in Amerika Premiere. Nicht einmal die Produzenten selbst erhofften sich viel von diesem Low-Budget-Filmchen (nur 6 Millionen Dollar, außerordentlich wenig für einen Spielfilm). Hauptdarsteller Patrick Swayze besaß einen gewissen Bekanntheitsgrad durch die Serie ‚Fackeln im Sturm‘, war jedoch durchaus kein Star. Die anderen Darsteller kannte man noch weniger.

Die Story: Eine Siebzehnjährige, Baby, macht mit ihrer Familie Ferien in einem Sommercamp und verliebt sich in den höchst appetitlichen dort angestellten Tanzlehrer Johnny. Ganz nebenbei wurde das siebzehnjährige Baby von der damals 27jährigen Jennifer Grey gemimt. Immerhin sehr überzeugend jugendlich.

Das Ganze sollte ungefähr in den frühen 60ern spielen, was höchstens an den Frisuren der dümmlichen älteren Schwester von Baby zu erkennen ist. Baby selbst trägt Locken im Ende-der-70er-Stil.

Ein Sommercamp wird erklärtermaßen im Sommer besucht. Die Dreharbeiten begannen erst Anfang September und zogen sich weit in den Herbst. Daraus ergab sich, dass irgendwann die bunten Blätter an den Bäumen grün gespritzt werden mussten.

Zunächst herrschte eine für die Jahreszeit unübliche, schwüle Hitze, über 40° – einige der tanzenden Darsteller erlitten Kollapse. Dann brach eine wiederum für den Oktober übertriebene Kälte aus. Die Szene im See, in der Johnny und Baby Figuren üben, wurde bei 4° gedreht. Die Crew stand in Mänteln, Stiefeln und Handschuhen herum, trank heißen Kaffee und bedauerte die beiden, die immer wieder im eisigen Wasser herumplanschen mussten, als wär’s ein Vergnügen. Es gibt bei diesen Einstellungen keine Nahaufnahme: Zu deutlich wären Gänsehaut und rote Nasen gewesen …

Die beiden romantischen Protagonisten konnten sich im Übrigen nicht riechen und mussten hart daran arbeiten, verliebt zu wirken. Als sie eine Tanzfigur übten, in der er an ihrem Unterarm entlang nach unten über ihre Taille streift, bricht sie in Gekicher aus, weil sie sich in der Achselhöhle gekitzelt fühlt. Das Kichern war echt. Jennifer Grey brauchte viele Einstellungen, bis sie sich endlich unter Kontrolle bekam. Das genervte Gesicht Swayzes‘ war indessen ebenso echt. Normalerweise wäre  so etwas rausgeschnitten worden. Der Regisseur fand es sehr amüsant und ließ die Szene stehen – inzwischen zweifellos eine der berühmtesten.

Zur allgemeinen Überraschung schlug der Film, von Kritikern müde belächelt, beim Publikum ganz ungeheuer ein. Vor allem Zuschauerinnen fühlten sich zutiefst aufgewühlt. Vielleicht war es die Mischung aus Jugenderinnerung an die erste Liebe und das letzte Stück Erwachsenwerden – vielleicht der Bridget-Jones-Faktor: Prachtvolles, makelloses Mannsbild verknallt sich in sympathische, niedliche, jedoch keineswegs makellose Heldin. Wenn so was passieren kann, nicht wahr, dann ist alles möglich!

Nicht-makellos (und deshalb so niedlich) wirkte die Nase von Jennifer Grey, nämlich etwas zu lang. Vor allem ihrer eigenen Ansicht nach. Als sie durch ‚Dirty-Dancing‘ zu rauschendem Ruhm gelang war, ließ sie die Nase ein wenig stutzen. Kaum anderthalb Zentimeter. Doch dadurch killte Jennifer das sympathische Baby. Anschließend war das Typische aus ihrem Gesicht getilgt, der rauschende Ruhm schon wieder beendet, sie erhielt nur noch Nebenrollen.

Dirty Dancing brachte es zum Kultfilm, zur endlos gemolkenen Kuh: Serie, Musical, Neuverfilmung. (Letztere erwartungsgemäß vielgeschmäht und sofortgefloppt.)

Aber es gibt nicht wenige Mädels, deren Jugend auch irgendwo so in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts lag, die schwimmende Augen bekommen bei einigen Takten von ‚I Had the Time of my Life‘ oder ‚Hungry Eyes‘ …


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