Am 22. April 1566 starb Diane de Poitiers


im Alter von 66 Jahren.

Sie stammte aus einer feinen, altadeligen französischen Familie und sie soll ungewöhnlich anmutig, bildhübsch, geistreich und temperamentvoll  gewesen sein. Mit dreizehn wurde sie Hofdame der Königin, mit fünfzehn heiratete sie den Ersten Kammerherrn und Großjägermeister von Frankreich, Louis de Brezé. Er war zum Zeitpunkt der Eheschließung 56 Jahre alt – also 41 Jahre älter als die Braut. Noch dazu wird er als ‚ziemlich unansehnlich‘ beschrieben.

Klingt es nicht, als hätte Diane allen Grund gehabt, unzufrieden zu sein? Doch interessanterweise führte das ungleiche Paar eine beispielhaft glückliche Ehe. Sie schienen über alle Maßen gut zu harmonieren, derart, dass der alte Herr de Brezé plötzlich attraktiv wirkte, zumindest, wenn er mit seiner Frau zusammen war. Sie bekamen zwei Töchter, sie lebten in großem Wohlstand, und wenn sie irgendwo gemeinsam auftauchten, lag auf ihren Gesichtern das gleiche Lächeln.

Louis de Brezé starb mit 71 Jahren, für damalige Zeiten ein solides Alter. Diane war monatelang untröstlich. Sie trug für den Rest ihres Lebens keine andere Farbe als Schwarz, erlaubte sich dazu jedoch Schmuck oder einen juwelenbesetzten Gürtel.

Als sie zurück an den Königshof kam, war sie Ende 20. Der König selbst, Franz I., hatte sie darum gebeten, sich um seinen zweitältesten Sohn Henri zu kümmern, mit dem es Probleme gab. 

Der kleine Henri galt als düster, verschlossen, mürrisch und humorlos. Mit der zwanzig Jahre älteren Diane verstand er sich allerdings sofort großartig. Sie brachte den schwierigen Prinzen zum Lachen, ihr gegenüber mochte er sogar reden. 

Als Henri 14 Jahre alt war, wurde er mit der gleichaltrigen Caterina de’ Medici verheiratet. Sie war klein, derb und hatte vorstehende Augen. Dumm war sie nicht – wie sich sehr viel später herausstellte, besaß sie politische Fähigkeiten. Aber über Charme beispielsweise verfügte sie nicht im geringsten.

Ihr Ehemann konnte wenig mit ihr anfangen – und er fing auch zunächst gar nichts mit ihr an.

Caterina de’ Medici

Ihr gegenüber blieb er düster, verschlossen und mürrisch.

Drei Jahre später starb sein älterer Bruder. Das machte Henri im Alter von 17 Jahren zum Thronfolger. Ob aus diesem Anlass oder weshalb immer – er nahm sich jetzt eine bildschöne, geistreiche, temperamentvolle Geliebte, nämlich Diane de Poitiers, gerade 37. Eine große Liebe, und sie hielt bis zu seinem Tod. Die Angelegenheit kam den meisten Menschen durch den  Altersunterschied völlig unwahrscheinlich  vor. Ein Prinz oder König konnte im Prinzip jedes beliebige  weibliche Wesen haben, so ähnlich wie Rockstars. Warum hatte er sich ausgerechnet eine gewählt, die seine Mutter sein konnte?

Henri II. von Frankreich

Mit 28 Jahren wurde Henri, weil sein Vater starb, König von Frankreich. Er machte sich immer noch nichts aus seiner Gattin. Doch seine (inzwischen 48jährige) Geliebte, Diana, sorgte seit einer Weile dafür, dass er sich der kleinen rundlichen Caterina immer mal kurz widmete. Daraus entstanden immerhin zehn Königskinder, von denen drei (nacheinander) später den Thron bestiegen.

Henri II. wurde 40 Jahre alt. Im Sommer 1559 kämpfte er bei einem festlichen Turnier in einem Lanzenkampf zu Pferde (bei  der er die ‚Farben‘ seiner Geliebten trug, der inzwischen 6ojährigen Diane). Sein Turniergegner war ein Hauptmann der Garde, Graf Montgomery, das Ganze ohne jede Feindseligkeit, heiter und entspannt, die Lanzen stumpf.

Doch die Waffe von Montgomery zersplitterte aus irgendeinem Grund und ein spitzes Stück von diesem Holz drang durch das Helmvisier Henris und bohrte sich oberhalb seines Augapfels in sein Gehirn. Der König quälte sich zehn Tage lang unter furchtbaren Schmerzen – dann starb er.

Königin Caterina hatte dafür gesorgt, dass Diana in diesen letzten Tagen nicht an sein Krankenbett kommen durfte. Außerdem wies sie die Geliebte ihres Mannes unmittelbar nach seinem Tod vom Hofe.

Das war für Diana de Poitiers keine Katastrophe. Sie war gut versorgt und lebte die letzten Jahre bequem auf ihren eigenen Schlössern.

Zum grausamen Tod des französischen Königs wäre noch zu sagen, dass ein Gelehrter Herr namens Nostradamus bis zum heutigen Tag in Verdacht steht, das Unglück vorausgesagt zu haben. Einige Jahre vor dem Turnier-Unfall hatte er einen seiner geheimnisvollen Verse so geschrieben:

„Der junge Löwe wird den alten besiegen,

Auf dem Schlachtfeld in einem einzigen Duell:

Im goldenen Käfig wird er ihm die Augen ausstechen,

Zwei Flotten einig, dann wird er einen grausamen Tod sterben.

Die Prophezeiung gilt als treffenste des Sehers. Und wenn das wirklich seine treffenste gewesen ist, dann spricht das nicht gerade für Qualität. Wie bei nahezu allen Wahrsagern ergibt sich der Sinn sowieso stets hinterher – wenn man die Ereignisse auf die Voraussage hin zurechtzupfen kann.

Der ‚goldenen Käfig‘ wurde als Helm gedeutet und gut, da war was mit Augen. Nur wurden die nicht ausgestochen, sondern der Lanzensplitter glitt über ein Auge hinweg in den Schädel des armen Königs. Was das mit dem jungen und  dem alten Löwen bedeuten soll, ist völlig unklar; Montgomery war mal eben sieben Jahre jünger als sein Herrscher, den er aus Versehen verletzte. Löwe ist eine Umschreibung für  König, doch das war nur einer von beiden. Sie befanden sich keineswegs auf dem Schlachtfeld, sondern in der Tjost-Bahn, und was die zwei Flotten damit zu tun haben, bleibt ein Rätsel.

Trotzdem sollen seine Verse in diesem Fall die Geschäfte von Nostradamus heftig angekurbelt haben …

Glücksfaktor: dass Mädels in unserem Alter noch einen König bezaubern können!

 

 

 


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