Marie Jeanne Bécu war ursprünglich ein ganz armes Mäuschen, die uneheliche Tochter einer Näherin in der Provinz.
Halbwegs erwachsen begab sie sich nach Paris und arbeitete dort zunächst in einem Modehaus und später einige Jahre in einem Bordell. Hier begegnete sie dem Grafen Jean-Baptiste du Barry, der von ihrer ungewöhnlichen Schönheit beeindruckt war.
Er beschloss, sie dem König als Mätresse zu vermitteln, um seinen Einfluss am Hof zu vergrößern, beschaffte ihr eine gefälschte Geburtsurkunde und verheiratete sie mit seinem Bruder. Die nagelneue Gräfin stellte er dann Luis XV. vor.
Der König verliebte sich auf der Stelle. Er war 33 Jahre älter als die entzückende Madame Dubarry. Leider blieb er der einzige, der sich für die Gräfin begeisterte. Der Rest des Hofes reagierte schockiert, denn aus irgendwelchen Gründen sickerte bald die wahre Herkunft der charmanten Schönheit durch.
Eine Bürgerliche (und ehemalige Prostituierte) als Mätresse des Königs – fi donc! Die Dubarry wurde gemieden wie eine Aussätzige, von Ränken und Intrigen verfolgt.
Als die junge Österreicherin Marie Antoinette den Dauphin heiratete, weihte man sie auf der Stelle in diesen Skandal ein und riet ihr, mit der Gräfin Dubarry bloß nie ein Wort zu wechseln. Daran hielt Marie Antoinette sich. Sie hob die Nase und rauschte stumm an der Geliebten ihres Schwiegervaters vorbei. Die durfte ihrerseits kein Gespräch anknüpfen, weil sie darauf warten musste, angesprochen zu werden. Also wartete sie. Zwei Jahre lang.
Dann reichte es dem alten König. Er beklagte sich über die Missachtung seiner Freundin und befahl der Frau seines Sohnes, bei der nächsten Begegnung das Wort gefälligst an die Dubarry zu richten.
Nun kam der große Empfang, bei dem das geschehen sollte. Die beiden in Seide und Spitze und Schleifen und Rüschen gekleideten Damen schwebten aufeinander zu. Marie Antoinette öffnete den Mund, schöpfte Atem und murmelte: „Es sind heute viele Leute in Versailles!“
Das war der einzige, vielbestaunte Satz, den sie jemals dieser Person gegenüber äußerte.
Geköpft übrigens wurden alle beide während der Revolution. Die eine im Oktober 1793, die andere zwei Monate später. Marie Antoinette starb gefasst und würdevoll, eine gelernte Königin.
Die Dubarry, inzwischen 50 Jahre alt und ’sehr beleibt‘ wehrte sich bis zuletzt. Sie weinte und kreischte, versuchte wegzulaufen, biss die Gehilfen des Henkers und flehte die Zuschauer an: „Liebe Leute, ich bin doch eine von euch, ich gehöre zum Volke, lasst mich nicht sterben!“
Doch ihre schlichte Herkunft, die ihr im Leben so sehr geschadet hatte, rettete sie auch nicht vor der Guillotine …