Und zwar in eine französische Musikerfamilie mit spanischen Wurzeln, den Garcias. Ihr Vater war Tenor und Gesangslehrer, ihre Mutter Joaquina Sopranistin, ihr Bruder Manuel Bariton und Gesangslehrer und ihre Schwester Pauline Mezzosopranistin und Komponistin. Maria wurde natürlich ebenfalls Sängerin, auch Mezzosopran, und stand bereits als Vierzehnjährige auf der Bühne. Ihre eigentliche Karriere begann sie, siebzehnjährig, 1825 in London am King’s Theatre. Da war sie die Rosina im Barbier von Sevilla und erhielt sofort ein aufsehenerregend hohes Honorar und hervorragende Kritiken.
Bald darauf trat die Garcia-Familie in New York auf, sie sangen italienische Opern und Mozarts Don Giovanni (das war in Amerika die Uraufführung, Maria als Zerlinda). Außerdem traten Maria und ihr Vater in Otello auf, sie als Desdemona und er als der – Entschuldigung, das wurde so genannt: Mohr von Venedig. Zu dieser Aufführung wird erzählt, dass der offenbar sehr strenge Papa seiner Tochter androhte, sie im Fall mangelnder sängerischer Leistungen am Schluss auf der Bühne nicht nur angedeutet, sondern tatsächlich zu erwürgen.
Aus dieser Perspektive ist es nicht verwunderlich, dass Maria eine gewisse Sehnsucht verspürte, den Familienverband, vor allem Papa, loszuwerden. Es gab da einen New Yorker Bankier, Mr. Malibran, der Interesse zeigte, sie zu übernehmen und Vater Garcia (für den Ausfall von Marias Honoraren zum Familieneinkommen) 100.000 Francs anbot. Wenige Tage nach ihrem 18. Geburtstag wurde sie Mrs. Malibran, ungeachtet der Tatsache, dass der Bräutigam fast dreißig Jahre älter war. Vielleicht ist das bei einem Bankier nicht so wichtig.
Was man in so einem Fall jedoch ganz bestimmt nicht erwartet, ist, dass der nagelneue stinkreiche Ehemann nach wenigen Wochen seinen Bankrott erklärt! Genau das tat Malibran.
Während ihre Familie weiterreiste und nun in Mexiko sang, trat die urplötzlich verarmte Maria weiter in New York auf. Immerhin war sie neuerdings die Alleinverdienerin der Familie Malibran und musste dafür sorgen, dass der Schornstein rauchte. Die Situation scheint der Hamonie allerdings geschadet zu haben, denn nach anderthalb Jahren Ehe betrachtete die junge Künstlerin das Ganze als gescheitert, kehrte alleine nach Europa zurück und wurde innerhalb kürzester Zeit zum Star, zur berühmtesten Opernsängerin ihrer Zeit.
Sie trat vor allem in Paris auf, jedoch auch wieder in London und später in Italien. Die ‚Gesellschaft‘ riss sich überall um die bezaubernde, charmante junge Frau und fühlte sich geschmeichelt durch Besuche der Diva in ihren Salons. Inzwischen versuchte Maria – und das jahrlang – die Ehe mit dem alten Pleitegänger in New York zu anullieren.
Als sie 21 war, begegnete sie dem erfolgreichen belgischen Geiger und Komponisten Charles-Auguste de Bériot und verliebte sich in ihn. Diesmal wirklich eine Herzensangelegenheit; er war jung, attraktiv und begabt, er liebte die Musik so wie sie und war seinerseits völlig hingerissen von Maria.
Sie blieben zusammen, gingen gemeinsam auf Tourneen und waren offenbar, so lange es dauerte, überaus glücklich miteinander. Es dauerte nur nicht sehr lange.
1833 bekamen der Geiger und die Sängerin einen kleinen Jungen, Charles-Wilfrid. Obwohl sie nicht verheiratet waren, verzieh ihnen die Gesellschaft des immerhin ziemlich prüden Biedermeier in Europa diese skandalöse Tatsache; sie waren halt Künstler – noch dazu begnadete und erfolgreiche Künstler – da drückte man ein Auge zu. Inzwischen wohnte die kleine Familie auf dem belgischen Anwesen von de Bériot. Immer noch bemühte sich Maria unermüdlich, endlich von Malibran freizukommen, den sie jahrelang nicht gesehen hatte und vermutlich täglich verwünschte – und dessen Namen sie kurioserweise berühmt gemacht hatte. Sie wollte natürlich Charles-August heiraten und ihr Söhnchen zu einem ehelichen Kind machen.
Endlich, im März 1836, beinah auf den Tag genau nach zehn Jahren einer Ehe, die kaum so bezeichnet werden konnte, erfolgte die Annulierung. Maria heiratete noch im selben Monat ihren seit einigen Jahren wahren Gatten, Charles-Auguste de Bériot. (Nebenbei bemerkt hätte sie eigentlich auch noch einige Monate warten können, denn kurz darauf starb der alte New Yorker Bankier: Sie wäre sowieso Witwe geworden.) Felix Mendelssohn Bartholdy schrieb für die Bériots eine Arie mit Violinbegleitung zur Hochzeit.
Das war also das Happy-End. Zwei berühmte und bewunderte Menschen gehörten nun auch nach den gesellschaftlichen Regeln zusammen. Zu ihrem reizenden kleinen, inzwischen dreijährigen Sohn erwartete Maria gegen Ende des Jahres ein Geschwisterchen. 1836 war ein Glücksjahr!
Immer noch im März 1836, kurz nach ihrer zweiten Heirat, reiste sie nach London, um dort eine eigens für sie geschriebene Oper, Maid of Artois, zu singen. Und dann hatte sie einen Reitunfall. Eigentlich nicht so schlimm. Oder eher doch schlimm. Es dauerte jedenfalls, bis sie sich ganz richtig davon erholte.
Sie trat bis einige Tage vor ihrem Tod auf – die Legende sagt, sie fiel auf der Bühne während einer Arie tot um, aber das stimmt so nicht ganz. Fünf Monate nach dem Reitunfall, im September des Glücksjahres 1836, starb Maria an den Spätfolgen. Da war sie 28.
Ihr Sohn Charles-Wilfrid de Bériot, mit drei Jahren Halbwaise, wurde später ebenfalls ein berühmter und erfolgreicher Musiker, Pianist und Komponist.
Glücksfaktor: Geniale Gene …
In Paris wurde sie zum umschwärmten Star. Zwischendurch gastierte sie immer wieder in England und Belgien. 1832 ging sie nach Italien. Dort eroberte sie die großen Opernbühnen von Rom, Neapel, Mailand, Venedig und Bologna, sang aber auch in zahlreichen kleineren Städten.
María Malibran verliebte sich in den belgischen Geiger und Komponisten Charles-Auguste de Bériot (1802–1870) und lebte mit diesem sechs Jahre lang in „wilder Ehe“ zusammen, ehe sie ihn 1836 in Paris heiratete. 1833 ging aus ihrer Verbindung ein Sohn hervor (der spätere Pianist und Lehrer von Maurice Ravel, Charles-Wilfrid de Bériot, 1833–1914).
Ende April 1836 fiel María Malibran im Londoner Hyde Park von ihrem Pferd und verletzte sich dabei so schwer, dass sie sich hiervon nicht wieder erholte. Sie lehnte es jedoch ab, ihre Verletzungen von einem Arzt behandeln zu lassen. Stattdessen sang sie weiterhin die Amina in Bellinis La sonnambula, bevor sie nach Brüssel zurückkehrte. Im Sommer gab mit de Bériot in Lüttich und Konzerte Aachen, bevor sie im September zum Festival von Manchester reiste, wo sie mit Rosalbina Carradori im Duo sang.[1] Am nächsten Tag verlor sie das Bewusstsein, und verstarb fünf Monate nach ihrem Unfall in Manchester.
María Malibran war nicht nur eine außergewöhnliche Sängerin. Sie komponierte, spielte hervorragend Klavier und Harfe, malte, zeichnete, stickte und schneiderte teilweise ihre Kostüme selbst. Ferner war sie eine Meisterin der flinken Feder. Ihre Briefe sind (literarische) Kunstwerke, die von einer sehr originellen Ausdrucksweise, Esprit und einem scharfen Verstand geprägt sind.