Am 25. April ist Welt-Pinguin-Tag


Jetzt ließe sich einiges darüber erzählen, dass Pinguine flugunfähige Seevögel sind, deren Flügel sich zu Flossen umgebildet haben, wodurch sie ausgezeichnet schwimmen und tauchen können. Sie sind an Land kurzsichtig, dafür können sie unter Wasser exzellent gucken.

Manche Pinguinarten brüten ihre Eier auf den Füßen aus.

Einige Arten sind bedroht. Andererseits waren sie früher, in der guten alten Zeit, noch viel bedrohter. Sie wurden beispielsweise als Brennmaterial bei der Tran-Gewinnung genutzt. Nein, das hab ich mir nicht ausgedacht. Das ist der Mensch in seinem ganzen Einfallsreichtum.

Ich mag Pinguine. Ich finde sie knuffig und drollig. Da sie auf den Hinterbeinen unterwegs sind (solange sie nicht schwimmen oder auf dem Bauch rutschen) haben sie etwas Menschliches – und sind trotzdem sympathisch.

Ja, so was könnte man alles erzählen.

 

Doch bei dem Wort Pinguin fiel mir etwas ganz anderes ein.

Es gab mal, im vergangenen Jahrhundert, ein weibliches Zwillingspaar, Sophie und Magaly Gilles. Sie waren so blond und so niedlich wie möglich, einschließlich süßer Zahnlücke, im Jahr 1980 sechzehn Jahre alt und genau das, was Ralph Siegel brauchte.

Mit seiner unendlichen Begeisterung für das Dings, das inzwischen Eurovision Song Contest heißt und damals noch Grand Prix Eurovision de la Chanson, hatte Siegel schon wieder etwas komponiert, ein ruckeliges, neckisches Kinderlied: Le Papa Pingouin. Das besingt einen Pinguin-Familienvater, der den Schnabel vom Südpol voll hat und davon träumt, die Welt zu bereisen, bis seine Familie ihn davon überzeugt, dass es zu Hause doch am schönsten ist.

Sophie und Magaly sangen das schöne Lied in Den Haag, wo der Grand Prix 1980 stattfand. Zwar waren sie Französinnen, doch sie traten für Luxemburg an und gewannen den – äh, neunten Platz. Wahrscheinlich nicht ganz das, was Ralph Siegel erhofft hatte. Glücklicherweise hatte er einen ganz geschickten Vertrag mit den Eltern der Zwillinge geschlossen. (Nicht mit den Mädchen selbst; die waren schließlich minderjährig.)

Anschließend wurde das Liedchen in Frankreich doch noch recht erfolgreich. Jedenfalls verkauften sich damals mehr oder weniger eine Million Platten. Sophie und Magaly erhielten, nach ihrem Vertrag ganz korrekt, umgerechnet ungefähr 5000,- Euro. Also jede von ihnen. Das ist für eine Sechzehnjährige doch eine hübsche Summe. Leider besaß dieser geschickte Vertrag mit dem deutschen Komponisten und Produzenten auch nur eine erstaunlich kurze Laufzeit. Und Siegel sah keinen Grund, ihn zu erneuern, weil, wie er erklärte, er die beiden Mädels für kein erfolgversprechendes Duo hielt.

Zwei Jahre später komponierte der geniale Mann dann für die blonde siebzehnjährige Nicole Ein bisschen Frieden – das wurde die Nummer eins beim Grand Prix in Harrogate.

Sophie und Magaly sangen weiter. In den folgenden zwei Jahren trieben sie andere Produzenten auf und schafften noch drei weitere Platten – mit sehr wenig Erfolg. Als sie achtzehn waren, hatten sie ihre Karriere hinter sich. Papa Pinguin war ihr größter Hit gewesen.

Vielleicht ist die Enttäuschung ganz besonders groß, wenn die Hoffnung vorher riesig war. Wenn es Chancen gab, die glaubwürdig aussahen. Wenn man ein bisschen am großen Erfolg geknabbert hat, bevor er wieder weggezogen wird. Biografien von berühmten Künstlern handeln nicht von solchen Dingen, sondern vom Aufstieg. Sonst wären es ja nicht die Biografien von berühmten Künstlern.

Sophie und Magaly waren traumatisiert und frustriert. Magaly infizierte sich mit HIV und starb 1996, da war sie 32 Jahre alt. Sophie überlebte ihre Schwester um 23 Jahre. Doch seit Magalys Tod litt sie an extrem schweren Depressionen, lebte völlig zurückgezogen und starb 2019. Sie wurde immerhin 55. 

Ja, komisch, das fiel mir ein zum Tag der Pinguine …

Glücksfaktor: Kluge Berater, wenn es um Verträge geht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert