Am 26. August ist Tag des Toilettenpapiers!


Ist das nicht sinnig, gerade in diesem Jahr? Haben wir vorher geahnt, wie teuer es uns ist?

Am Anfang, so etwa in der Bronzezeit, benutzte die junge Menschheit die großen, weichen Bätter der Pestwurz (oder andere große weiche Blätter). Etwas später gingen sie zu Lumpen oder Schwämmen über – ich denke mal, um das Material auszuwaschen statt wegzuwerfen. Wer hat denn so viele Lumpen und Schwämme?

In der Geschichte der Menschheit wurde bitte auch lebendiges Federvieh für diesen Zweck benutzt!

Was mich sofort an die traurige Geschichte von dem verstörten Hasen erinnert, der den anderen Tieren im Wald erzählt, wie der Bär mit Bauchgrummeln sich nachdenklich bei ihm erkundigt hatte: „Sag mal, fusselst du?“ Ein menschliches Verhalten zweifellos.

Dann erfanden die Chinesen das Papier und somit auch das Klopapier. Im 14. Jahrhundert gab es dort bereits Packungen mit bis zu 10 000 Blatt. Der chinesische Kaiser verwöhnte seinen kaiserlichen Popo mit ganz weichem, parfümierten Papier.

In Europa herrschte gleichzeitig noch dumpfes Mittelalter. Auf dem Abtritt nahm man zur Hand, was sich halt anbot, Lappenreste, Wollreste, Moos, immer noch Blätter, Heu und sogar Stroh. Autsch.

Später, als die Menschen in unserer Gegend Lesen und Schreiben lernten, bot sich Papier an, unangenehme Briefe etwa oder missglückte Gedichte. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts schufen die reinlichen Briten das Waterclosett – statt des Herzhäuschens im Innenhof – und brauchten spezielles Papier, das sich im Wasser auflöste, statt die Leitungen zu verstopfen. Hier liegt das Geburtsdatum des uns bekannten Klopapiers. Zunächst bestand es aus eher rauem Krepp und wurde noch in Stücken geliefert. Ab etwa 1890 dann auf die Papprolle gedreht.

Die Amerikaner mit ihrem verspielten Gemüt haben sich jahrzehntelang gestritten, ob die Klorolle mit dem Abreißende nach vorn gucken oder sich an der Wand verstecken sollte. Da wurden Wettbewerbe und Urabstimmungen ausgetragen. Gesiegt hat die Papierende-nach-vorn-Variante. Außer bei Leute, die mit gelangweilten Katzen zusammenwohnen.

Es gibt erstaunlich viele Studien über erstaunlich unwichtige Sachen, wie etwa, dass in verschiedenen Teilen Europas das Papier eher gefaltet oder eher geknüllt wird. Italiener lieben buntes Papier mit Unterhaltungswert. Deutsche mögen lieber unbedrucktes, reißfestes und trotzdem kuschelig weiches.

Wir haben ja in unserer Heimat durchaus einiges, worauf wir stolz sein können, während wir andere urdeutsche Gewohnheiten aus dem Lauf der geduldigen Zeit lieber verdrängen sollten. Wollen wir über die meist in

Pastellfarben gehäkelten Klorollen-Hüte reden, die in den 60er-Jahren bei uns auf der Hutablage im Auto leuchteten, neben dem Wackeldackel, der aus dem Kopfschütteln über diese Geschmacksrichtung nicht rauskam?

Glücksfaktor: Im Moment kann man es wieder unbeschwert und in beliebiger Menge kaufen. Das ist, wie wir inzwischen wissen, keine Selbstverständlichkeit …


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