Am 27. August 1783 wurde ein Ballon ermordet


Konstruiert hatte das hübsche runde Ding der französische Physikprofessor Jacques Alexandre César Charles. 

Charles war als junger Mann von den Thesen des amerikanischen Erfinders und Politikers Benjamin Franklin über Elektrizität begeistert gewesen. Dadurch begann seine Laufbahn als Physiker.

Franklin, damals bereits 77 Jahre alt, weilte 1783 gerade als amerikanischer Botschafter in Frankreich und interessierte sich so sehr für Charles‘ Experiment, dass er als Zuschauer beim Start des Ballons dabei stand.

Eigentlich waren die (ebenfalls französischen) Brüder Joseph Michel und Jacques Ètienne Montgolfiere die Erfinder des Heißluftballons, der nach ihnen auch Montgolfiére genannt wurde. Und die starteten ihren Ballon zehn Tage vorher. Aber sie waren ganz und gar Luftfahrtpioniere. Sie meinten beispielsweise zunächst, dass Rauch, je dichter und dunkler, desto besser, einem Ballon Auftrieb gäbe.

Charles ging die Sache von der experimentellen, wissenschaftlichen und physikalischen Seite an. Sein Ballon wurde Charliére genannt. Er bestand aus dichtem Seidenstoff, hatte einen Durchmesser von ungefähr vier Metern und wurde mit Wasserstoffgas als Auftrieb gefüllt.

Der erste Flug der Charliére fand unbemannt statt, in jeder Beziehung ein Jungfernflug. Vom Pariser Marsfeld aus schwebte der Ballon eine Dreiviertelstunde lang nach Nordosten bis zum kleinen Dorf Gonesse, wo er sanft zu Boden kam.

Und hier ging es ihm an den Kragen: Die aufgebrachten Dorfbewohner hielten Charliére für Teufelswerk und massakrierten sie umgehend, indem sie mit Mistgabeln und Stöcken in die Seide stachen und Steine auf sie warfen, angefeuert übrigens durch die geharnischte Geistlichkeit des Ortes.

Glücksfaktor: der unbremsbare Erfindungsgeist der Menschheit …

 

 


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