Am 27. Februar 1881 heiratete Prinz Wilhelm von Preußen


Die Braut hieß Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg. Als die beiden sich zum ersten Mal begegnete, war sie zehn und er elf. Zwölf Jahre später verlobten sie sich, obwohl die Braut als nicht ganz ebenbürtig galt. Sie waren, etwas entfernte, Kusin und Kusine, Nachkommen der britischen Königin Viktoria, die Europas Throne mit ihren Nachkommen überschwemmt hat.

Sieben Jahre später war Auguste Kaiserin.

1888 ist als das Dreikaiserjahr bekannt: Am 9. März starb Kaiser Wilhelm der Erste, und dazu hatte er wirklich jedes Recht. Zwei Wochen später wäre er 91 geworden, für seine Generation ein unglaublich gesegnetes Alter. In den letzten zehn Lebensjahren plagten ihn immer wiederkehrende Erkältungen, erkrankte er an den Pocken und wäre fast durch ein Attentat ins Jenseits befördert worden. Weil dasselbe jedoch an einem regnerischen Tag stattfand, hatte der Zünder versagt. Ihn übrigens besingt das schöne Lied: „Wir wollen unsern alten Kaiser Wilhelm wieder ham – aber den mit Bart!“ (Denn dem alten Kaiser flockte ein Backenbart auf die Schultern, während sein Enkel, Augustes Gatte Wilhelm II., nur so einen Schnurr- und Pieksebart unter der Nase trug.)

Wilhelms Sohn Friedrich, bärtiger als jeder andere, folgte also auf den Thron, mit 56 Jahren schon ein ziemlich alter Herr, der lebenslang darauf gewartet hatte, den einzigen ihm möglichen Job antreten zu können. Leider war er noch viel kränker als sein Vater. Er litt, als starker Raucher, an Kehlkopfkrebs und blieb nach einem Luftröhrenschnitt Anfang Februar stumm. Ein Kaiser, der nicht sprechen kann, ist stark gehandicapt. Friedrich III. regierte etwas mehr als drei Monate, weshalb er im Geschichtsunterricht der 99-Tage-Kaiser genannt wurde. 

Nach seinem Tod am 15. Juni 1888 übernahm Kronprinz Wilhelm (also der II. und übrigens auch der letzte, der mit dem Pieksebart) die Regierung des Vaterlandes. Er war nicht so ganz furchtbar helle, aber ein bildschöner Kerl mit blitzblauen Augen. Beim hingerissenen Volk hieß er ‚unser herrlicher junger Kaiser‘ und es wurde allgemein angenommen, dass jedes vernünftige Ausland uns um ihn beneidete.

Fast hundert Jahre lang warf man ihm vor, er allein habe den 1. Weltkrieg angezettelt. Inzwischen sind sich die Experten da nicht mehr ganz so sicher. Auf jeden Fall war er atemberaubend undiplomatisch und hüpfte von Fettnapf zu Fettnapf. Auguste konnte manchmal ein bisschen ausbügeln, was ihr Gemahl angerichtet hatte.

Das Kaiserpaar bekam sieben Kinder, sechs Jungen und ein kleines Mädchen. Hier sehen wir den Kaiser (ganz links) in einer Reihe mit seinen durchweg militärischen Söhnen bei einer Parade in Berlin marschieren. Seine Tochter stand vermutlich jubelnd am Straßenrand. 

 

 


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