In Mailand heiratete Konstanze von Sizilien Kaiser Heinrich VI. von Hohenstaufen. Die schöne Braut befand sich im höchst ungewöhnlichen Alter von 32 Jahren, für damalige Begriffe in mehr als mittleren Jahren.

Manch einer sorgte sich, ob so eine alte Dame überhaupt noch einen Thronfolger würde liefern können. Und Konstanze ließ sich Zeit: Weihnachten 1194 (da war sie 40!) kam sie mit ihrem ersten und einzigen Kind, einem Söhnchen nieder, dem späteren Staufenkaiser Friedrich II., der mit dem Beinamen ‚Stupor Mundi‘, Staunen der Welt. Er wurde, als Kaiser, eine Art Universalgenie, in jeder Weise seiner Zeit voraus. Wir Deutschen waren eigentlich auch einige Jahrhunderte lang mächtig stolz auf ihn – bis zum zwölf Jahre lang dauernden Tausendjährigen Reich. Da schob man Friedrich den Zweiten schamhaft unter den Teppich, er wurde in den Schulen nicht mehr gepriesen und geriet ziemlich in Vergessenheit. Den vorübergehenden Machthabern in Braun missfiel nämlich Friedrichs ausgeprägte Sympathie für Juden …
Doch zurück zu seiner Mama Konstanze. Sie lebte nach der Geburt von Friedrich nur noch vier Jahre (und erfüllte damit eine normale mittelalterliche Lebenserwartung). Doch diese vier Jahre hatten es in sich. Zunächst mal wurde allgemein angezweifelt, dass so ein greises Frauenzimmer wirklich noch in der Lage gewesen sein sollte, den Kaisernachwuchs zu liefern. Es hieß, sie hätte mit Sofakissen eine Schwangerschaft inszeniert und dann zu eine gesunden Bauernbaby gegriffen. Solche Gerüchte streuten vor allem die Feinde der Staufer. Später wurde Konstanze entführt – und konnte fliehen, auf galoppierendem Ross, mit wehendem Schleier. Ganz großes Kino.
Damals saß eine gekrönte Person oft nicht einfach in aller Ruhe auf dem Thron, um vor sich hin zu regieren. Vielmehr musste man sich am Möbel festkrallen, um es nicht an andere zu verlieren, die auch gern mal Kaiser gewesen wären. So zum Beispiel Tankred von Sizilien. Er war unehelich, kleinwüchsig und sehr ehrgeizig. Den größten Teil seines Lebens beschäftigte er sich mit Verschwörungen, die ihm einen mächtigeren Thron beschaffen sollten. Am liebsten den des Kaisers.

Tankred hatte seinen ältesten Sohn zum ‚Mitregenten‘ machen wollen – doch starb sowohl dieser als auch er selbst innerhalb weniger Wochen an irgendeiner Krankheit. Papst Coelestin III., erpicht darauf, mit dem ‚richtigen‘ Kaiser verbündet zu sein, anerkannte daraufhin den zweiten Sohn Tankreds, den kleinen Wilhelm, als Regenten. (Damals beteiligten sich gern auch die Päpste an politischen Ränken, um die eigene Macht zu stärken.) Indessen war das Glück auf Seiten des Kaiserpaares Konstanze und Heinrich. Sie behielten den Thron.
Zunächst sah es so aus, als sollten Sibylle, der Witwe von Tankred, und Wilhelm nichts weiter geschehen. Sie durften an der Krönung von Kaiser Heinrich teilnehmen. Doch wenige Tage später beschuldigte man sie, eine neue Verschwörung zu planen. Sibylle wurde in ein Kloster gestopft. Der zwölfjährige Wilhelm, vermutlich, um ihm jede Idee an fremde Throne und eigene Dynastien zu nehmen, wurde geblendet und kastriert.

Er lebte anschließend noch ungefähr vier Jahre lang. Es ist fraglich, ob das ein Glücksfaktor war …