Am 6. Februar ist in USA Essstäbchen-Tag!


Mein Vater, der schrecklich kulturell gebildet war, hat mir in einem recht frühen Stadium meines Dasein beigebracht, mit zwei Bleistiften in einer Hand Radiergummi und Anspitzer vom Tisch zu schnappen und festzuhalten. Damals konnte man noch nicht so ohne weiteres überall die eingepackten, auseinanderzubrechenden Holzstäbchen bekommen wie heutzutage.

Ich nehme an, er wollte verhindern, dass ich in einem rudimentären Kulturstatus steckenblieb wie meine Mutter, die Esstäbchen schlicht albern fand, nach einer Gabel verlangte und sowieso nicht in Chinesische Restaurants ging (Japanische gab es bei uns noch nicht), wenn sie es vermeiden konnten, denn die Leute dort boten keine Salzkartoffeln an.

Mein Vater hingegen bat damals schon im Chinesischen Restaurant um Essstäbchen. Das war meiner Mutter peinlich – falls sie dann doch mal mitgekommen war – die Leute an den Nachbartischen machten große Augen und warteten vergeblich und deshalb enttäuscht darauf, dass dieser Angeber sich blamierte. So ab meinem sechsten Lebensjahr kam ich dann dann auch ganz gut mit den Stäbchen klar. Wie die allermeisten Dinge im Leben: Alles Übung.

Es wird behauptet, und das darf ich bestätigen, dass Vieles aus der Asiatischen Küche einfach besser schmeckt, wenn es mit Stäbchen statt mit Löffel und Gabel konsumiert wird, woher immer das kommt; vielleicht ein rein psychologischer Effekt, doch auch der wirkt ja auf die Geschmacksnerven.

Inzwischen, das liegt an der Globalisierung und den vielen Asiatischen Restaurants jeder Art, von Vietnamesisch bis ‚Wir haben alles von und für Mandelaugen‘, können ziemlich viele Europäer mehr oder weniger geschickt mit den Stäbchen umgehen.

Einige ärgert das noch immer. Ich war vor ungefähr zwanzig Jahren mit einer Bekannten in einem Asiatischen Restaurant und bestellt mir zu meiner Suppe Essstäbchen. Worauf sie geradezu empört rief: „Jetzt hör aber mal auf! Du willst doch wohl nicht deine Suppe mit Stäbchen essen?!“

Doch, genau das wollte ich. Zumindest die festen Bestandteile damit herausfischen.

Man kann wirklich praktisch alles mit Stäbchen esse, auch Reis. Vorausgesetzt, er klebt ein wenig. Das war hierzulande, vor allem in den 70er-Jahren, völlig verpönt und wurde als ‚matschig‘ bezeichnet. Es gibt immer noch Reissorten zu kaufen, von denen es heißt: ‚Er gelingt immer und klebt nie‘. Seit wir Sushi kennen, hat sich herumgesprochen, dass Reis auch mit Absicht klebrig sein darf, nicht nur aus Versehen.

Es gibt traumhaft schöne Stäbchen aus Ebenholz oder Jade und grauenhaft geschmacklose bunte aus Plastik. In Japan sind sie kürzer und spitzer als in China, in Korea häufig etwas oval geformt und aus Metall.

Ich habe im Lauf meines Lebens sehr schöne und teure Exemplare geschenkt bekommen oder mir selbst gekauft – und ehrlich gesagt, sie stecken in meinem Bleistiftnapf und ich halte mir damit, wenn ich mich in Rage schreibe und mein Haar mich nervös macht, oben auf dem Kopf einen Knoten zusammen. Zum Essen benutze ich am liebsten ganz schnöde die aus Holz oder Bambus …

Nein, ich fühle mich nicht berufen, zu erklären, wie Stäbchen gehalten werden müssen, damit man damit nicht verhungert. Das Internet quillt über vor Anleitungen dieser Art. Indessen respektiere ich Lebewesen, die lieber Messer und Gabel, die Finger oder einen Löffel benutzen. Jeder wie er mag und kann. Den Tag des Löffelns gibt es ja wohl auch irgendwann?

Glücksfaktor, für mich schon immer: Asiatisches Essen!


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