Am 6. Januar 1863 gab’s ein Patent auf die Rollschuhe


Das geschah in Amerika und zwar mitten im Bürgerkrieg. Man sollte meinen, dass niemand dort  Muße für’s Rollschuhfahren oder Lust dazu gehabt hätte. Das Patent erhielt der Erfinder James L. Plimpton, der hatte sich die Sache mit den vier breiten Rollen unter der Sohle ausgedacht.

Rollschuhe an sich gab es bereits viel eher (und Schlittschuhe noch weit vorher, auf denen – aus Knochen gefertigt – bewegten sich teilweise unsere Ur-Vorfahren, dem Mammut hinterher, über zugefrorene Gewässer).

Der belgische Geigenspieler und Musikinstrumentenbauer Jean-Joseph Merlin (1735 – 1803) wird meistens als eigentlicher Erfinder der Rollschuhe genannt. Er hatte sich gut hundert Jahre vor Plimpton so was Ähnliches wie Inline-Skater ausgedacht, nicht vier dicke Räder nebeneinander – sondern drei schmalere hintereinander, unter die Sohle montierte Laufrollen. Das sah sicher eleganter aus und sollte übrigens auch die schnittigen Schlittschuhe nachahmen, statt auf einer Eisfläche etwa auf der Theaterbühne (um dort Eislauf vorzutäuschen) oder sogar in der Wohnung.

Merlin, der teilweise in Paris und teilweise in London lebte, wollte seine Erfindung gern am englischen Königshof empfehlen und bekam 1760, anhand eines Maskenballs in Carlisle House, tatsächlich die Chance dazu.

Er hatte eine tolle Idee, um seine Erfindung auf charmante Art vorzustellen. Da er Geigen nicht nur baute, sondern auch recht anständig darauf spielen konnte, schnallte er sich selbst seine Erfindung unter die Füße, lupfte eine Violine ans Ohr und begann, süße Weisen fiedelnd, zunächst sachte und dann mit mehr Schwung, über die Flure und Parkettböden zu rollen.

Das Publikum war wünschenswert verdutzt. Das steigerte sich, als die Geschwindigkeit der Melodie und des Erfinders zunahm. Leider jedoch besaßen die Rollschuhe keine Art von Bremsvorrichtung. Um zu stoppen, hätte man sich irgendwo festhalten müssen. Merlin umklammerte allerdings mit der einen Hand die Geige und mit der anderen den Bogen. Insofern krachte er in voller Fahrt in einen riesigen Kristallspiegel am Ende eines Flurs – der Spiegel und der Erfinder verletzten sich erheblich.

Woraus sich ergab, dass niemand, der das betrachten durfte, den Wunsch verspürte, sich eigene Rollschuhe anzuschaffen.

Glücksfaktor: Ideenreichtum. Auch, wenn’s mal daneben geht …

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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