Am 7. 12. 1909 wurde Dr. Erika Fuchs geboren


Ihr ist wahrhaftig viel zu verdanken.

Beispielsweise war sie Schuld, dass mein Vater mir, als ich vier, fünf Jahre alt war, nicht nur erlaubte, Micky-Maus-Hefte zu lesen – nein, er brachte sie regelmäßig mit nach Hause und las sie mit mir gemeinsam!

Damals waren viele andere Eltern noch strickt dagegen, ihre Kinder solchen Schund anschauen zu lassen. Entweder, weil sie nie ihre Nase in eins der Hefte gesteckt hatten und gar nicht wussten, was da stand. Oder, weil sie es zwar gelesen, aber nicht verstanden hatten.

Dr. Erika Fuchs übersetzte die Micky-Maus-Geschichten, besonders die Episoden um die Enten-Familie Duck vom genialen Carl Barks, der sich Tick, Trick und Track ausdachte, Donalds Neffen, den steinreichen alten Enterich Onkel Dagobert, Gustav Gans und Dorette Duck, die Oma. Die Figuren waren entzückend, aber den Inhalt ihrer Sprech- und Denkblasen in der deutschen Übersetzung, viel differenzierter und raffinierter als im Original (dazu teilweise mordsmäßig kulturbefrachtet) spendete die Übersetzerin.

Von Gedenkplakette gestiftet von D.O.N.A.L.D. – photo made in Schwarzenbach, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=810680

Da gelobten sich Donalds Neffen, angelehnt an Schillers Rütli-Schwur: „Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, in keiner Not uns waschen und Gefahr!“ Gustav Gans, der angeberische Vetter und Glückspilz, bemerkt, als ein Zylinder im Sturm an ihm vorbeirollt: „Ah, eine kostspielige Kopfbedeckung!“ Oder Donald, der von Onkel Dagobert in einer Finanzkrise stundenweise fürs Jammern bezahlt wird, da der Onkel Wichtigeres zu tun hat, drückt sich dabei so aus: „Weh mir! Weh mir Armen! Welch schrecklich Unheil dräuet mir!“

Es gibt Zitate, mit denen sich Donaldisten im Dunkeln erkennen, etwa die Devise des Erfinders Daniel Düsentrieb: „Dem Ingenieur ist nichts zu schwör!“ Oder das Geständnis des in seinen Talern badenden Dagobert: „Leute, die Geld ausgeben, verstehen nichts von den wahren Freuden eines Kapitalisten!“

Die Entenhausener Sippschaft quakt eine gepflegte Sprache, was ihre Abenteuer manchmal fast ins Intellektuelle hebt. Falsches Deutsch kommt nicht vor, jeder Genetiv wird korrekt bedient, jeder Artikel stimmt.

Wenn es mich häufig zutiefst schmerzt, wenn ich lese, was auf Facebook so an witzigen Sprüchen in rudimentärem Deutsch gepostet wird, dann liegt das vielleicht auch daran, dass ich als Kleinkind derart mit korrekter Sprache verwöhnt worden bin in der verpönten Micky Maus.

Dr. Erika Fuchs (die übrigens fast 99 Jahre alt wurde) sagte jedenfalls: „Man kann gar nicht gebildet genug sein, um Comics zu übersetzen!“

Glücksfaktor: Sprache.

Bild zeigt weiße Ente

 

 

 

 

 


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