Am 8. Januar 1824 wurde Wilkie Collins geboren


Und zwar in London. Dort starb er auch, 65 Jahre später.

Collins gilt als der eigentliche Erfinder des Kriminalromans. Zwar studierte er ein Weilchen Jura (und wurde sogar Anwalt), aber ohne richtige Begeisterung, bevor er sich auf die Schriftstellerei stürzte.

Er verfasste fast 30 Romane und mehr als 50 Erzählungen, zunächst gern historische Themen, bald jedoch Kriminalfälle aus seiner eigenen, der viktorianischen Zeit, die mit einer wunderbaren Mischung aus Spannung und Behaglichkeit geschildert werden. 

Vor allem sein Roman Die Frau in Weiß gilt als ein Grundpfeiler der modernen Kriminalliteratur und gibt viele der Regeln vor, nach denen auch heute noch gute Krimis funktionieren.

Die englische Zeitung The Observer stellte das Buch auf die Nummer 23 der hundert großartigsten Romane aller Zeiten.

Sie Arthur Conan Doyle schrieb seine Sherlock Holmes-Geschichten, wie er selbst sagte, stark beeinflusst durch Wilkie Collins, und Alfred Hitchcock, englischer Meistergrusel-Regisseur, bezeichnete sich selbst als glühenden Bewunderer des Schriftstellers.

Collins war eng mit dem 14 Jahre älteren Charles Dickens befreundet (und später sogar verwandt, weil sein jüngerer Bruder eine von Dickens Töchtern heiratete). Viele seiner Romane erschienen, bevor sie als Buch herausgegeben wurden, in einem von Dickens‘ Magazinen in wöchentlichen Fortsetzungen. Zum Roman Der Monddiamant (1868) standen die begeisterten Leser beim Erscheinen jeder neuen Ausgabe der Zeitschrift All the Year Round in langen Schlangen vor der Redaktion. Collins und Dickens, die nicht mit einem derartigen Erfolg gerechnet hatten, beschlossen, den Kassenschlager noch ein bisschen in die Länge zu ziehen: Aus geplanten 26 Folgen wurden 32. Dadurch ‚beruhigt‘ sich die Handlung im Mittelteil der Geschichte ein wenig, was ihr jedoch durchaus nicht schadet.

Wilkie Collins war äußerst erfolgreich, er wurde ein wohlhabender Mann durch seine Bücher.

Sein Privatleben gestaltete sich allerdings ein bisschen ungewöhnlich. Zunächst mal empfand er eine kleine Abneigung gegen die Institution der Ehe und vermied sie konsequent bis an sein Lebensende. Er lebte mit einer hübschen Witwe, Caroline Graves, und deren Tochter zusammen. Es sieht so aus, als sei er treu, liebevoll und großzügig gewesen – aber das nützte wenig, weil Caroline, der Ansicht ihrer Zeit entsprechend, sich als ehrlose Frau fühlte, solange sie in ‚wilder Ehe‘ lebte. Das dürfte ein häufiger Streitpunkt gewesen sein. Nach ungefähr zwölf gemeinsamen Jahren gab es offenbar einen Riesenzoff, Caroline rauschte mitsamt Tochter ab und heiratete sofort, auf der Stelle, einen anderen Mann, einen viel jüngeren. Möglicherweise war das Einzige, das für ihn sprach, die Tatsache, dass er sich jedenfalls vor den Altar zerren ließ.

Wilkie war ziemlich traurig. Was ihm außerdem zu schaffen machte, war eine sehr schmerzhafte Gicht, gegen die er Laudanum nahm, eine damals frei verkäufliche Tinktur aus Opium. Laudanum kommt oft und ausführlich in Collins‘ Romanen vor – er wusste, was er da beschrieb. Unzweifelhaft war er süchtig, immer darum bemüht, die Sucht einigermaßen unter Kontrolle zu halten.

In dieser betrüblichen Lage begegnete ihm die sehr viel jüngere Martha, die seinen Schmerz um Caroline linderte. Außerdem war ihr wohl die Sache mit dem Heiraten nicht so wichtig, denn sie bekam drei Kinder mit dem Schriftsteller, zwei Mädchen und einen Jungen, ohne Mrs. Collins zu sein. Ohne auch direkt mit dem Mann zusammen zu leben. Zu dem war nämlich Caroline nach ungefähr zwei Jahren anderweitiger Ehe reuevoll zurück gekommen. Lieber mit jemand wie Wilkie unverheiratet als mit einem jungen Langweiler in Ehren!

Und Caroline ließ sich sogar seine Beziehung zur linken Hand mit Martha gefallen. Die wohnte in  relativer Nähe, finanziell unterstützt von Collins, und bekam häufig Besuch vom Vater ihrer Kinder. Eine Weile lebte auch Marthas kleiner Sohn im Haus von Caroline und Wilkie. 

Immerhin blieb Wilkie Collins seinen beiden Frauen treu. Es kam keine weitere dazu und beide wurden in seinem Testament bedacht. Caroline pflegte ihn am Ende seines Lebens und liegt im Grab neben ihm. Wahrscheinlich waren sowohl Caroline als auch Martha im Endeffekt ganz zufrieden mit ihrem Mann.

Dorothy L. Sayers, eine der bekanntesten britischen Krimi-Autorinnen, hat jedenfalls behauptet, es hätte ’nie eine feministischere Autorin‘ gegeben als Wilkie Collins – in seinem Umgang mit Frauengestalten.

Tatsächlich hat dieser Mann die erste weibliche Detektivin der Kriminalliteratur erschaffen in ‚The Law and The Lady‘ – (deutscher TitelWas ein Weib vermag‘, später ‚Gesetz und Frau‘). Hier löst die junge Valeria einen komplizierten Fall, in den sie selbst verwickelt ist. In einer Kritik steht: Bei der Lektüre dieses Werks versteht man die grenzenlose Bewunderung […] Hitchcocks für den Meister Wilkie Collins …

Glücksfaktor: Englische Literatur des 19. Jahrhunderts.

 

 

 

 

 

 

 

 


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