Am 8. Oktober 1871 brannten Chicago, Peshtigo und die Städte Holland und Manistee


Alle vier Orte liegen um den Michigan-See herum, wenn auch etliche Autostunden voneinander entfernt.

Der Brand von Chicago war verheerend. Der gesamte Sommer hatte sich zu trocken gezeigt, seit Juli waren kaum einige Tropfen Regen gefallen. Außerdem gab es bereits am vergangenen Tag einen Brand in der Stadt, der die Wasserreserven veringerte und die Feuerwehrleute erschöpfte. Um 21:00 Uhr meldete ein Junge (der später als Brandstifter verdächtigt wurde), dass aus einer Scheune Flammen kamen.

Natürlich gesellte sich sofort ein neugieriger, kräftiger Wind dazu. Das Feuer frass sich mit bestem Appetit zwei Tage lang durch die Stadt. Der Chicago-River selbst fing Feuer, indem Treibholz, hölzerne Boote und fetthaltige, schwimmende Abfälle brannten. Erst am 10. Oktober begann es vormittags, heftig zu regnen – dadurch starb das Feuer.

Die Bilanz ergab neun Quadratkilometer Zerstörung, 17.000 abgebrannte Gebäude. Ein Drittel der Einwohner war obdachlos geworden: 100.000 Menschen. Man fand nicht alle Toten, doch waren offenbar nur ungefähr 250 Menschen den Flammen zum Opfer gefallen – vergleichsweise wenige bei einer so gigantischen Katastrophe.

Im Gegensatz dazu wurde am selben 8. Oktober in Peshtigo, 400 Meilen nördlich, massenhaft Leben zerstört. Hier handelte es sich um einen Waldbrand, der Bäume, Tiere und Menschen verschlang, 6.000 Quadratkilometer Wald, Dörfer, Höfe und Peshtigo selbst, vermutlich die opferreichste Waldbrandkatastrophe aller Zeiten mit ungefähr 2500 Toten. Weil es bei Hunderten der verkohlten Leichen unmöglich schien, sie zu identifizieren, setzte man sie in einem Massengrab bei.

Und schließlich ereigneten sich an diesem Tag in den kleineren Städten Holland, am gegenüberliegenden Ufer des Lake Michigan, sowie Manistee, nördlich davon, weitere Feuer, die beide Orte niederbrannten.

Es gab alle möglichen Theorien über die gleichzeitigen Katastrophen. Unter anderem die Vermutung, ein Komet hätte Bestandteile seiner selbst über die Erde in dieser Region verstreut und mittels Methan die Brände verursacht.

Alle vier Städte wurden indessen wieder aufgebaut. Chicago ist eine Riesenmetropole, die anderen drei Orte sind nette, blühende Kleinsstädtchen.

Und doch fiel eine Stadt dem Feuer zum Opfer, wurde restlos vernichtet – obwohl es in ihr überhaupt nicht gebrannt hatte. Das war Singapore, nordöstlich von Chicago. Der Ort, umgeben von Wäldern, hatte sich auf Holzindustrie und Sägemühlen spezialisiert und machte nun ein tolles Geschäft. Um die verbrannten Städte, namentlich Chicago, wieder aufzubauen, brauchte man riesige Mengen Bauholz. Ganz Singapore freute sich über diesen Boom – jedenfalls zunächst mal. Doch die Bürger sägten eifrig an dem Ast, auf dem sie saßen. Sie holzten die Waldbestände ringsumher komplett ab und beraubten sich dadurch selbst  des Windschutzes. Die Bodenbeschaffenheit brachte es mit sich, dass Singapore nun begann, in Sanddünen zu versinken. Bis etwa 1980 waren noch einige hohe Gebäude unter den Sandbergen an der Form zu erkennen. Inzwischen ist die Stadt restlos verschwunden.

Glücksfaktor: Erst denken. Dann handeln.

 

 

 

 

 


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert