Am Tag als der Regen kam, langersehnt, ha-ha-eis erfleht…


hat meine Mama beim Fensterputzen gesungen. Das war ein alter Schlager aus den Fünfzigern.

Wir hatten seit 33 Tagen in unserer Gegend keinen Regen. Der gesamte Mai benahm sich ungewöhnlich heiß und trocken. Wie ich las, der heißeste seines Namens seit Beginn der Wetteraufzeichnung.

‚Ist der Mai kühl und nass, füllt’s dem Bauern Scheun und Fass‘ heißt eine antike Bauernregel. Aber vielleicht müssen Monokulturen und Fleischfabriken auf so was nicht mehr achten?

Der Rasen um unser Haus herum, von meinem Balkon aus betrachtet, sieht aus, als wäre er gern grün. Da, wo der Ahorn tagsüber etwas Schatten wirft, gelingt ihm das fleckchenweise. Sogar die Bäume lassen irgendwie schlaff die Blätter hängen.

Jeden morgen wacht man auf und sieht knallblauen Himmel und Sonnenschein. Das ist in südlichen Ländern auch so. Wir sind jedoch nicht in südlichen Ländern…

Na gut, im Sommer ist es nun mal häufig heiß. Wir hatten jedoch eben seit wenigen Tagen den Frühling hinter uns…

Immer noch scheinen die Radio-Moderatoren restlos glücklich damit und reden von herrlichem Wetter und Eis essen und Grillen nach Feierabend. Immer noch – erstaunlich – beruhigt der Sprecher, der das Wetter ansagt: einige Wolken, aber keine Angst: es wird nicht regnen!

Keine Angst?

Eine Bekannte sagte mir, sie liebe dieses Wetter. Von ihr aus könne es bis Ende September andauern. Was mich angeht, ich hätte allmählich auch ein Unwetter akzeptiert. Von mir aus Sturzflut – Hauptsache Flut.

Gestern Abend war so was angesagt, Unwetter für unser Gebiet und es wollte schwarzviolett über die Elbe kommen, überaus bedrohlich. Die Frau auf meinem Nachbarbalkon holte panisch die Wäsche von der Leine. Ich flitzte nochmal mit dem Müll runter, bevor es losging.

Es ging jedoch nicht los. Die schwarzen Wolken grummelten zwar, aber eher, als ob ihnen übel wäre und sie leider keinen Finger hätten, um ihn sich in den Hals zu stecken. Sie blieben jenseits der Elbe. Sie lösten sich langsam auf. Bevor sie unterging, kam sogar nochmal die Sonne durch …

Ich hab mich direkt an Petrus gewendet. Er ist immerhin ein Mann, und wenn man ihm etwas schön tut? Also sagte ich so charmant wie möglich, sicher erfülle er nur seine Pflicht und es läge im großen Weltplan – aber wenn er es jetzt bei uns mal ein paar Tage einfach nur sanft regnen lassen könnte? Etwas abkühlen? Ein wenig frischere Luft? Sanfter, grauer Himmel mal nach all diesem verflixten Blau? 

Und heute morgen war er von sanftem Grau, der Himmel! Die Luft frisch und kühler. Und vorhin hat es angefangen, zu regnen. Ruhiger, vernünftiger Regen.

Ach Petrus, du bist großartig! Bitte, lass den Hahn ein Weilchen aufgedreht, ja? Bloß am 14. Juni – da hätte ich es dann gern wieder etwas trockener. Und warm genug für eine Feier im Garten. Wenn du so nett bist, Petrus?


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