Angst, wird immer wieder behauptet,


 

sei ein nützliches Gefühl; es lasse uns vorsichtig agieren und verhindere, dass wir Schaden erleiden.

Ich halte das für ausgemachten Blödsinn. Jeder Mensch, der seine fünf Sinne einigermaßen beieinander hat, kann sich vorsichtig verhalten, ohne, dass er deshalb erst mal Angst empfinden muss. Wenn ich es vermeide, mich auf die Schienen zu stellen, auf denen die Bahn heranbraust, dann nicht, weil ich die Bahn fürchte.

Ja, doch, ich kenne die Geschichte vom Säbelzahntiger und wie sein Anblick unser Adrenalin in Wallung bringt, so dass wir ausdauernd und schnell wegrennen können.

Und trotzdem bin ich der Ansicht, dass Angst im Wesentlichen ein böses Gefühl ist, das Böses verursacht: Hass und Vorurteile. Wildes Gestrampel – seelisch oder körperlich – mit dem man meint, sich wehren zu müssen. Oft wird die Emotion benutzt, um Macht auszuüben, gern auch, um zu nötigen: „Du hast wohl Angst – ?“ wenn jemand etwas nur einfach nicht möchte.

Angst ist ein deutsches Wort, das sich weltweit verbreitet hat, als hätten wir die Sache erfunden. Tatsächlich verfügt unser Volk über ein ausgeprägtes Kontroll- und Sicherheitsbedürfnis, das Misstrauen im Schlepptau führt. Wenn es gelinde auftritt, äußert es sich in Vernunft und Vorsicht. In keinem anderen Land beispielsweise werden so viele Häuser verschleiert wie in der deutschen Google Street View. Die entsetzliche Gefahr, sichtbar zu sein, wird hierzulande als derart gravierend eingeschätzt, dass bei uns (als einzigem Land des Erdballs) keine Erweiterung dieses Services stattfand. Wer wissen möchte, wie die unbekannten Gebäude aussehen, die er sucht, hat Pech gehabt. Ist Milchglas drüber.

Und kein anderes Land der Welt besitzt so viele verschiedene Verkehrs-, Warn- und Hinweisschilder. Irgendwo passt immer noch eins hin, um klarer einzugrenzen, was alles verboten ist. Man kann eben nicht vorsichtig genug sein.

Erstaunlicherweise jedoch besteht just in unserem Land (noch) keine HelmPFLICHT für Radfahrer! Im Gegensatz zu vielen Ländern weltweit, die zumindest Minderjährige unter so ein Ding zwingen.

Noch viel erstaunlicher ist die Begründung, wieso bei uns so (vergleichsweise) wenige Radfahrer helmgekrönt umherfahren: „Weil es so albern aussieht!“

Und das sagt ausgerechnet ein Volk, das erklärtermaßen völlig uneitel ist und zutiefst davon überzeugt, dass es nur auf innere Werte ankommt! Die haben doch alle nur Angst. Angst davor, sich lächerlich zu machen …

Glücksfaktor, in diesem Fall: Wenn man sich selbst mit Helm gefällt.

 


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