Anne Hyde wurde am 12. März 1637 geboren


Als die Briten ihren König Charles I. geköpft hatten und eine Weile unter Oliver Chromwell Republik spielten, weilte Lady Anne mit ihrer adligen Verwandtschaft in Gesellschaft weiterer geflohenen Aristokraten im Exil jenseits des Kanals. Sie wurde Hofdame von Prinzessin Maria von Oranien, einer Tochter des geköpften englischen Königs. Deren Bruder, Prinz James, flirtete heftig mit der hübschen Anne und fand, man könnte ruhig viel vertrauter miteinander werden.

Aber Anne kniff ihren eigenwilligen Mund zusammen und schüttelte den Kopf. Vielleicht in Anlehnung an die Taktik ihrer Namensvetterin Anne Boleyn verlangte sie: „Du kommst mir nur ins Ehebett!“

Worauf James schließlich seufzte und tat, was er konnte. Erstens heiratete er Anne Hyde Ende November 1659 ganz heimlich in Breda, etwa 50 Kilometer nördlich von Antwerpen (Da war sie 22 und er 26.) Zweitens versprach er ihr bei allem, was ihm heilig war, die Sache bei allernächster Gelegenheit öffentlich zu machen. Nachdem das geklärt  war, wurden sie dann sehr viel vertrauter miteinander. Weshalb Anne, als James Stuart und sie 1660 in England offiziell heirateten, im achten Monat war. Übrigens hatte James inzwischen gar nicht mehr so den Drang, alles an die große Glocke zu hängen – egal, wie heilig ihm vor einem Jahr sein Versprechen gewesen sein mochte. Eigentlich, fand er, war es doch nett, so wie es war. Die Welt war voll entzückender Frauenzimmer, und solange er als unverheiratet galt, hatte er freie Auswahl.

Zwei Männer stellten sich dieser Ansicht in den Weg: Sein älterer Bruder Charles, inzwischen wieder auf dem angestammten Thron, und Annes Vater, der zum Kanzler geworden war. Letzterer hielt  es naturgemäß für keine gute Idee, seine hochschwangere Tochter sitzen zu lassen. Und der König hatte eine Menge Sympathie für die neue Schwägerin. Er argumentierte, ihr fester Wille sei ein prächtiges Gegengewicht zum labilen Charakter seines kleinen Bruders.

So wurde Anne ein offizielles Mitglied der königlichen Familie. Aber so richtig  glücklich wurde sie leider nicht, obwohl James offenbar tatsächlich ihre große Liebe war.

Sicher hatte er eine Menge für seine Frau übrig, vielleicht sogar mehr, als in ihren Kreisen üblich: Es gab viel spöttisches Gerede darüber, dass er sie in der Öffentlichkeit küsste und knuddelte. Ehepaare von Stand knuddelten sich nicht vor aller Augen, falls sie es denn je zu Hause taten.

James besaß allerdings, wie ja auch sein königlicher Bruder, diese ungewöhnliche Sinnlichkeit der Stuarts. Die Welt war nun mal voll entzückender Frauenzimmer, und als königlicher Prinz war er überall gern gesehen. So bekam Anne zwar im Lauf ihrer Ehe acht Kinder (von denen nur zwei das Erwachsenenalter erreichten, die späteren Königinnen Mary II. und Anne), doch James jagte von früh bis spät jeder vorbeiflatternden Schürze hinterher. Er mag einen labilen Charakter gehabt haben, aber auch einen höchst vitalen Körper. Als er starb, hinterließ er 22 anerkannte Kinder – von den nicht anerkannten oder nicht bemerkten ganz zu schweigen. 

Anne litt, machte Szenen, weinte heimlich, weinte ihren Mann an und erreichte es manchmal durch endlose Szenen, dass er eine Geliebte, die ihr besonders im Magen lag, vom Hof verbannte und nicht wieder sah. Warum auch? Es gab ja so viele entzückende Frauenzimmer auf der Welt …

Anne tröstete sich mit den feinen Speisen, die es am Hofe gab und war am  Ende ihres Lebens ein kleiner Mops.

Das dauerte allerdings nicht sehr lange. 1671 starb sie an Brustkrebs, seit zwei Wochen gerade 34 Jahre alt.

Vierzehn Jahre später übrigens wurde James Stuart König, Jakob II. Da  wäre Anne, hätte sie noch gelebt, Königin von England geworden …

Glücksfaktor: Treue.


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