Manche Leute achten nie auf Liedertexte. Sie sagen, das würde ihnen nur den Genuß am Song verderben. Jetzt haben wir uns alle schon gedacht, dass ich zur anderen Fraktion gehöre. Worte sind mir wichtig. Da kann die Melodie noch so schön sein, der Rhythmus noch so mitreißend, die Stimme noch so beeindruckend – wenn ich Joda-artige Formulierungen höre wie ‚Sein Kamm in meiner Bürste steckt‘, damit sich’s hinten reimt, dann mindert das erheblich mein Vergnügen.
Was will ein Lied uns sagen? Manchmal wenig bis gar nichts. Extra nicht. Manchmal ganz ungeheuer viel.
Ich frage mich, wieviele Menschen bereits kostbare Lebenszeit damit verplempert haben, dass sie grübelten, was das bedeuten mochte:
Bakerman is baking bread
Sagabona kunjani wena
The night train is coming
Got to keep on running …
Okay – der Bäcker backt Brot, das verwundert nicht besonders – um den Nachtzug noch zu erwischen, muss gerannt werden, auch einleuchtend. Aber Sagabona kunjani wena? Soviel ich rauskriegen konnte, auf Indonesisch: Wie geht’s denn so? Mutet es nicht an, als wäre hier die Musik mit Text vollgestopft worden wie ein Kissenbezug mit alten Lumpen? Wenn es jemand besser weiß, lasse ich mich gern belehren.
Denn manchmal sind gerade Texte in anderen Sprachen überaus geheimnisvoll – und können in die Irre führen. Wenn man noch soviel Vokabeln gelernt hat – der Hintersinn wird selten vermittelt.
Vor langer Zeit, als wir nach Ontario auswandern wollten, hatten wir einen Privat-Englischlehrer. Scotty trug sein unschuldiges Schafsgesicht unter goldblonden Locken und besaß einen wunderbar schwarzen englischen Humor. Wir luden ihn oft zum Essen ein, nahmen ihn mit auf Partys und konnten ständig mit ihm lachen. Damals kam ein Song von Robert Palmer im Autoradio: Best of Both Worlds – heiter, schnell, mit Reggae angereichert. Die Worte, soweit ich sie zu verstehen glaubte, fand ich geradezu tiefsinnig. Das erinnerte mich an Voltaire, die Beste aller Welten! Ich fragte meinem Englischlehrer, als Robert Palmer gerade mal im Radio sang. Was war die Aussage?
Scotty lauschte eine Weile – und dann begann er, zu kichern. Warum kicherte er? Das könne er einer Lady nicht erklären. Aber dann doch: „This is the description of love position sixty-nine. So this has not really a relation to Voltaire … „
Oh?
Jetzt, nachdem ich es wusste, verstand ich es auch – ganz anders …
Wir wollen das Beste beider Welten
Wir wollen es langsam und heiß
Wir wollen Vergeltung spüren
Aber wir können keinen Schuss vergeuden
Wir wollen es von beiden Seiten anschauen
Wir mögen es cool und schnell
Wir wollen das Ende erreichen
Und es doch möglichst lange hinauszögern
Mach weiter!
Es kommt immer näher
Das Beste beider Welten
Doppelter Spaß
Wir machen das Beste draus, Mädchen
Um das Beste beider Welten zu bekommen
Wir müssen dem Gesetz folgen
Was nützt ein Platz, sich aufzurichten
Ohne Platz zum Fallen?
Zwei und eins
Schnell und langsam, Mädchen
Das Beste beider Welten
Doppelter Spaß
Ich möchte einen Toast aussprechen
Auf das Beste beider Welten
Ich denke an einen Krieg, der gar kein Kampf ist
Ich denke an einen Frieden, der ein Kampf ist für das Beste beider Welten
Mach weiter!
Schnell und langsam, Mädchen
Stramm wie eine Trommel
Lose wie ein Pistolenhalfter
Ja, es kommt näher
Warum verschwenden wir unseren Atem, Kind
Für das, was wir am meisten mögen?
Wenn wir schon hier gelandet sind
Sollten wir beides tun
Hin und Her
Süden und Norden
Ich möchte einen Toast aussprechen
Auf das Beste beider Welten …
Glücksfaktor: schöne Musik.