Brillen


Seneca der Jüngere, ein alter Römer und Zeitgenosse von Jesus, war (unter anderem) Naturwissenschaftler. Er vermerkte: „Kleine und undeutliche Buchstaben erscheinen schärfer und größer, wenn man sie durch eine mit Wasser gefüllte Kugel betrachtet.“

Das war ein guter Anfang.

Dem folgten im frühen Mittelalter Leseglas oder Lesestein, geschliffenes Bergkristall, immer noch mit der Hand über ein Buch, ein Kräutlein oder einen Käfer gehalten.

Mit dem Ende des 13. Jahrhunderts entstanden die ersten Lesebrillen, die zwei zusammenhängende Gläser über eine Verbindung auf dem Nasenrücken sitzen ließen.

Es gibt eine Theorie, dass die Erfindung der Brille zur kulturelle Überlegenheit Europas im späten Mittelalter beitrug. 

Inzwischen ist die Brille eine Selbstverständlichkeit, ein modisches Accessoire. Vermutlich gibt es mehr Brillenträger als Brillenlose.

Irgendwie wirken sie immer intelligent, aber auch gezähmt. Wer viel liest, trägt eine Brille, der Nerd hat sie auf und in alten Kinderbüchern hieß das klügste Kind Professor, war bebrillt und konnte nicht so gut andere Jungs verhauen.

Mein Vater kannte ein nettes kleines Gedicht :

Ist’s die Torheit, geh zu Ruhnke
Kauf ’ne Brille dir aus Horn
Mit ’ner Brille von Herrn Ruhnke
Siehste klug aus – wenigstens von vorn
Nimmst du abends deine Brille
Von der Nase, von dem Ohr
Ach du armer, ach du armer
Siehste blöd aus wie zuvor…


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