Churchills unerhörte Kampfansage


an Hitlerdeutschland hörte das britische Unterhaus im Juni 1940. Der Premierminister, ein nicht besonders großer Herr aus dem englischen Hochadel mit kurzer Nase und trotziger Unterlippe hielt eine anfeuernde Rede des Inhalts, dass an dieser Stelle der Geschichte auf keinen Fall Frieden sein dürfe. Dass England sich wehren würde und eher insgesamt aussterben als sich zu ergeben.

Die Rede ist unglaublich brillant und mitreißend abgefasst. Kein Wunder: Der Autor war ein Meister der Formulierung und später Nobelpreisträger für Literatur (1953). Aber er war auch eine kleine, gefährliche Bulldogge.

Sein Vorgänger im Amt war Arthur Neville Chamberlain. Keine Bulldogge, eher ein Barsoi, ein eleganter, sanfter Gentleman, der Gewalt verabscheute und die Ansicht vertrat, vernünftige Menschen könnten sich schließlich immer im Guten einigen. Diese Taktik nennt sich Appeasement, Beschwichtigung, und bedeutet: Frieden um jeden Preis.

Weshalb Chamberlain sich gern auf Gespräche mit Adolf Hitler einließ. Und ihm dies und das zugestand. Weil, wenn dieser Mann bekäme, was er wollte, würde er schon Ruhe geben. Dieser Mann wollte Österreich und das Sudetenland und er bekam es. Chamberlain sorgte beim Münchner Abkommen 1938 dafür, dass Hitler sich die gewünschten Stücke aus der Tschechoslowakei beißen durfte. Außer dem Führer und dem Briten nahmen an dieser Konferenz der französische Premierminister Edouard Daladier teil und der kopfrasierte italienische Diktator Benito Mussolini. Von der Tschechoslowakei übrigens hatten man niemanden dazu gebeten. Die ging es ja auch nur bedingt an, dass Teile ihres Landes an andere verteilt wurden. Um des lieben Friedens Willen.

Etwas später in diesem Jahr erschien in der SS-Zeitung Das Schwarze Korps ein Artikel, in dem es hieß, die Verhandlungen in München hätten gezeigt, dass ‚die Demokratien mit einem Pappschwert drohten und dass Deutschland jetzt stark genug sei, um mit den Juden nach Belieben zu verfahren.‘

Im Mai 1940 – inzwischen hatte der Krieg angefangen – übernahm Churchill das Amt des Premier- und auch gleich das des Verteidigungsministers.

Ebenfalls im Mai ging die ‚Westoffensive‘ los: Deutschland überfiel Luxemburg, Belgien und die Niederlande, gleich darauf marschierte es in Frankreich ein. Churchill versuchte verzweifelt, den Franzosen eine Kapitulation auszureden. Doch die gaben auf und unterzeichneten einen Waffenstillstand mit den Eroberern.

In früheren Zeiten saß ein König oder General, bevor die Schlacht anfing, vor dem Heer zu Pferde und sprach die entscheidenden Worte, um im Herzen der Soldaten das richtige Feuer zu entfachen. Churchill sprach im Unterhaus zu seinen Ministern und über das Radio zu seinem Volk.

Ich liebe diese Rede und es gelingt mir kaum je, sie ohne Tränen in den Augen zu hören. Den großartigsten Teil, wie eine gesprochene Hymne, hab ich übrigens schon mal in meinem Blogtext ‚Die Luftschlacht um England‘ zitiert. Doch damit der geneigte Leser jetzt nicht verzweifelt nach diesem Beitrag suchen muss, gebe ich die betreffende Passage hier gern noch einmal wieder:

„Wir werden unsere Insel verteidigen, wie hoch auch immer der Preis sein mag. Wir werden an den Stränden kämpfen, wir werden an den Landungsplätzen kämpfen, wir werden auf den Feldern und auf den Straßen kämpfen, wir werden in den Hügeln kämpfen. Wir werden uns nie ergeben!“

Glücksfaktor: Diese alte Bulldogge. Ohne seinen Grimm würde sich unter Umständen unsere Welt in einem dauerhaften Albtraum befinden …

 


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