Da sind wir noch nicht


Eine meiner Freundinnen wollte sich nach ihrer Scheidung ein wenig austoben und verrostete Kettenreste abschütteln. Sie spazierte auf Erotik-Foren herum. Das bedeutet übrigens nicht, dass sie irgendetwas Gewagtes getan hat. Sie nahm nur Kontakte auf, führte über Chats ganz amüsante Gespräche  und verabredete sich sogar ein paarmal zum Kaffee oder ins Restaurant oder zu Spaziergängen. Denn diese Foren verpflichten zu überhaupt nichts. Steht man vor einem Restaurant, um die Speisekarte zu lesen, kommt ja auch keiner rausgerannt, der schon kassieren will.

Einer der wichtigsten Sätze, den sie bei diesen Gelegenheiten lernte, lautet dem entsprechend: ‚Da sind wir noch nicht.‘

Damit ist beispielsweise ein heißblütiger Erotik-Anwärter zu bändigen, der findet, nun müsse man aber zur Sache kommen. Kein schroffes Nein, sondern die Aussicht, dass es vielleicht demnächst  mal klappen könnte. Solange er jetzt seine Griffel bei sich behält.

Der Satz lässt sich in vielen Lebenslagen hervorragend anwenden. Immer dann, wenn man sich nicht sicher ist, ob man sich auf etwas einlassen will – wenn die Angebote zu dringlich werden – wenn man mehr kaufen soll, als man haben will – wenn man gar nicht weiß, ob man überhaupt losgehen will, vom Ankommen ganz zu schweigen.

Eine sehr charmante Variante von Vielleicht. Da sind wir noch nicht …


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert