Daphne du Maurier starb am 19. April 1989


im Alter von 82 Jahren.  So sah sie aus, als sie Anfang 20 war:

Sehr unschuldig und ein wenig schüchtern, oder? Genau so hat sie die etwa gleichaltrige Heldin ihres bekanntesten Romans beschrieben.

Die junge Frau, die diese Geschichte in der Ich-Form erzählt, ist eine Waise ohne eigenes Heim oder eigene Familie, was sie zwingt, einen Job anzunehmen, in dem sie von gesellschaftlich über ihr stehenden Personen gedemütigt und herumgeschubst wird.

Sie verliebt sich in einen (ein gutes Stück älteren) Mann aus dem Kreis dieser ‚gesellschaftlich über ihr stehenden Personen‘. Der ist faszinierend, klug und selbstsicher, doch er findet offenbar, so unscheinbar sie ist, Gefallen daran, sich mit ihr zu unterhalten und mit ihr zusammen zu sein. 

Schließlich macht er ihr sogar einen Heiratsantrag, was sie zwar freut, doch auch erschreckt, denn sie kann kaum glauben, dass ausgerechnet ein Mann wie er ausgerechnet so etwas wie sie zur Frau haben will …

Sein großes, altes Haus in England ist zwar wunderschön, doch je länger sie dort wohnt, umso unheimlicher erscheint es ihr. Das Haus birgt ein Geheimnis, es scheint dort zu spuken. Und was da  spukt, ist eine Rivalin, gegen die sie nicht  ankommt, denn im Grunde ist SIE die eigentliche Ehefrau ihres Mannes und somit die eigentliche Herrin im Haus. Das schreckliche Geheimnis, das sie die ganze Zeit gespürt hat, betrifft letztendlich ihren geliebten Mann: Er hat sich sehr schuldig gemacht. Das kommt dann auch mehr oder weniger ans Licht und schließlich brennt das Haus ab, bis nur eine Ruine übrig bleibt. Die böse Frau jedoch, die unsere Protagonistin hasste und quälte, legte diesen Brand und stürzte sich selbst in die Flammen …

Wer jetzt sagt, ach so, das ist Jane Eyre – aber das hat doch bitte Charlotte Brontë geschrieben – der hat nicht unrecht. Indessen hat Daphne du Maurier aus demselben Stoff einen anderen Roman geschneidert, nämlich Rebecca, und er ist, wie ich finde, praktisch genau so gut geworden.

Ihre unscheinbare Waise – die interessanterweise keinen Namen besitzt – ist ein Gegenstück zu Jane Eyre und das geht teilweise bis ins kleinste Detail, wie etwa, dass beide gern und begabt malen oder skizzieren. Nur spielt der eine Roman im 19. und der andere im 20. Jahrhundert.

Und um das mal ganz nebenbei zu erwähnen: sowohl Charlotte Brontë als auch Daphne du Maurier waren im Sternzeichen Stier geboren.

Daphne du Maurier schrieb den Roman im Jahr 1938, nicht ihr erstes Buch, aber ihr erfolgreichstes. Alfred Hitchcock hat es verfilmt und Rebecca bekam prompt einen Oscar als bester Film des Jahres. Aber, genau wie Jane Eyre, wurde das Buch später noch viel häufiger zum Film oder zur Fernsehserie. Die Autorin selbst machte übrigens auch ein Theaterstück daraus.

Durch diesen Roman (und später folgende) wurde sie zu einer berühmten und sehr wohlhabenden Frau. Allerdings sprachen ihr sämtliche Kritiker die Fähigkeit ab, literarisch niveauvoll zu schreiben. Unterhaltung: ja. Kunst: nein. Vielleicht war das Buch den Experten zu erfolgreich. Etwas, das jedermann gefiel und von so vielen gekauft wurde, konnte doch nur netter, aber oberflächlicher Krempel sein. Inzwischen denken (neue) Experten darüber anders. Daphne du Maurier gilt neuerdings als ernstzunehmende Schriftstellerin. Man könnte sagen, es ist jetzt ‚wissenschaftlich erwiesen‘. Deshalb dürfen wir es alle glauben.

Keine geringe Rolle im Roman Rebecca spielt das schöne englische Anwesen Manderley in Cornwall, umgeben von riesigen roten Rhododendronhecken. Dieses alte Haus gibt es wirklich (es heißt Menabilly) und als kleines Mädchen war Daphne bereits fasziniert davon. Sie konnte es nicht kaufen, weil die Besitzer es nicht hergeben wollten, aber zwischen 1943  und 1969 hatte sie es gepachtet und dort gelebt. Anschließend wollten die Besitzer es wieder selbst bewohnen, und die Schriftstellerin musste ausziehen. Sie blieb jedoch in Cornwall.

In ihren letzten Lebensmonaten litt Daphne du Maurier an schweren Depressionen und verweigerte nahezu vollständig das Essen. Nachdem sie praktisch sechs Wochen lang kaum etwas zu sich genommen hatte und dramatisch abgemagert war, bestand sie darauf, bei sehr schlechten Wetter einen Spaziergang nach Menabilly zu machen – von dem sie durchnässt und zitternd zurück nach Hause kam.

Am anderen Morgen fand sie ihre Angestellte, die mit dem Frühstück kam, tot im Bett …

Glücksfaktor: Immerhin durfte sie im Haus ihrer Träume fast dreißig Jahre lang wohnen!

 

 

 

 

 


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