Das Buch Mormon


Am 22. September 1827 erhielt Joseph Smith – so erzählte er – vom Engel Moroni Goldplatten mit eingravierten Zeichen. Sie wären in ‚reformiertem Ägyptisch‘ geschrieben und sollten ins Englische übersetzt werden. Das übernahm Smith. Weil er selber kaum Lesen und überhaupt nicht Schreiben konnte, benötigte er dazu zwei Sehersteine, die ihm glücklicherweise vom selben Engel zur Verfügung gestellt wurden. Durch diese Steine verstand er die sonderbare Sprache und konnte eine Übersetzung diktieren. Daraus entstand das Buch Mormon.

Smith hatte im Frühling 1820, als Fünfzehnjähriger, im Wald gebetet und gefragt, welche der bestehenden Kirchen die richtige sei und welcher er sich anschließen sollte. Anstatt die Angelegenheit zu delegieren, erschienen Gottvater und Jesus Christus persönlich dem verdutzten Jüngling. Ihre Aussage war niederschmetternd: Demnach konnte man SÄMTLICHE bestehenden Religionen in die Tonne treten. Es war dringend Zeit für die neue, einzig richtige!

Die gründete Joseph Smith 1830. Ziemlich schnell wurde seine neue Lehre angefeindet und er selber von aufgebrachten Kritikern schon mal geteert  und gefedert. Als besonders umstritten erwies sich der Faktor der Polygamie. Joseph Smith selber heiratete neben seiner Frau Emma (die ihn mit acht Söhnen erfreute) weitere 38 Ladys. Nicht unbedingt freiwillig – er schilderte, dass ihn die Himmlischen Heerscharen mit dem Tode bedrohten, wenn er’s nicht täte.

Allerdings schenkte ihm keine weitere Mrs. Smith auch nur das kleinste Baby, was dafür spricht, dass diese Zusatz-Ehen nicht vollzogen wurden. Und wenn man sich die Gesichter der Nebengattinnen des recht ansehnlichen Joseph anschaut, kann man ihm das nicht verdenken.

Sein Nachfolger Brigham Young sah das nach einer kurzen Phase der Eingewöhnung offenbar anders, denn er erfuhr von 16 seiner 52 Ehefrauen immerhin 57 Nachkommen.

Joseph Smith wollte, nebenbei bemerkt, Präsident der Vereinigten Staaten werden und kandidierte für diesen Posten. Leider vernichteten die begeisterten Anhänger seiner Kirche in ihrem Überschwang die Druckerpresse des ansässigen kleinen Zeitung, die sich giftig über die Mormonen und ihre Vielweiberei geäußert hatte. Wegen dieses Angriffs auf die Pressefreiheit verhaftete man Smith und steckte ihn ins Untersuchungsgefängnis. 

Da den entrüsteten Bürgern sämtliche rechtlichen Sanktionen zu lasch erschienen und sie es für sinnvoller hielten, Smith zu lynchen, brachen sie in großer Anzahl in das Gefängnis ein. Er versuchte, durch ein Fenster zu entkommen, wurde jedoch von mehreren Kugeln tödlich getroffen.

Er war der erste – aber nicht der letzte – Präsidentschaftskandidat, den man während eines Wahlkampfs in Amerika umbrachte …

 

 

 

 

 

 

 

 


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