Das große Storchenderby


Am 22. Dezember 1937 bestätigt der Oberste Gerichtshof von Kanada in letzter Instanz den zehnten Absatz in einem Testament, das angefochten worden war.

Der Mann, der dieses Testament hinterlassen hatte, hieß Charles Vance Millar, und diejenigen, die es angefochten hatten, waren einige wütende entfernte Kusins. 

Charles Vance Millar stammte aus einem kleinen Ort in Ontario. Er war das einzige Kind eines wohlhabenden Farmer-Ehepaars und als Rechtsanwalt und Unternehmer zu einem beträchtlichen Vermögen gekommen. Neben seiner Anwaltskanzlei besaß er eine Brauerei, züchtete Pferde und veranstaltete Pferderennen. Millar heiratete nie, hatte keine Kinder und liebte nur seine Mutter, mit der er bis zu ihrem Tod zusammenlebte. Er war ein sonderbarer, kahlköpfiger Mann mit Sinn für ausgefallenen Humor, starb mit 72 Jahren in seinem Büro in Toronto – und hinterließ dieses Testament …

„Mein letzter Wille ist durchaus ungewöhnlich und kapriziös, denn ich habe keine Angehörigen oder engere Beziehungen und keine Verpflichtungen, etwas nach meinem Tod zu hinterlassen. Was ich hinterlasse, ist ein Beweis für meine Torheit, mehr zu sammeln und zu behalten, als ich während meines Lebens benötigte.“

Millar vermachte drei Anwaltskollegen ein Ferienhaus auf Jamaika unter der Auflage: Sollte einer der drei seinen Anteil am Haus nicht haben wollen, so sollte das gesamte Haus verkauft und das Geld an die Armen in Kingston verteilt werden. Doch diese drei Männer konnten sich gegenseitig nicht ausstehen …

Protestantische Priester sowie Mitglieder eines Ordens, der sich für totales Alkoholverbot einsetzte, bekamen von Millar Anteile an seiner katholischen Brauerei.

Priester, die Gegner von Pferdewetten waren, erhielten zwei Pferderennbahnen.

Der zehnte Absatz in diesem interessantenTestament, der, den die entfernten Kusins für völlig falsch hielten, besagte: Den größten Teil des Vermögens, mehrere Millionen, sollte jene Frau aus Toronto erhalten, die innerhalb von zehn Jahren die meisten Kinder zur Welt brachte.

Kurz vor seinem Tod hatte Millar zu einem Freund gesagt, er wollte für die nächsten zehn Jahre Sex zum populärsten Sport in Kanada machen.

Dieser Testamentsabsatz also wurde vom Gericht bestätigt (unter der Bedingung, dass es sich bitte um legitime Kinder handelte!) und löste das Große Storchenderby aus.

Innerhalb der zehn Jahre, in denen der neuerdings beliebteste Sport Kanadas ausgeübt wurde, vervielfältigte sich das Vermögen durch verschiedene Umstände von selbst und wuchs zu mehr als (inzwischen) umgerechnet ungefähr neun Millionen Euro an. 

Vier verheiratete Frauen, von denen jede innerhalb dieser zehn Jahre neun Babys zur Welt gebracht hatten, teilten sich das Geld. Jede erhielt, umgerechnet, nicht ganz zwei Millionen. Zwei unverheiratete Damen, die immerhin mit vierzehn beziehungsweise zehn Kindern auftrumpfen konnten, bekamen je 12.500 Dollar.

Glücksfaktor: Sinn für Humor. Notfalls auch für ausgefallenen.

 


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